Pädophiler stellt seine Opfer an den Pranger

Pädophiler stellt seine Opfer an den Pranger
Ein verurteilter Kinderschänder veröffentlicht Namen und Fotos der Betroffenen.

Ein 66-jähriger Mann aus Bad Goisern (OÖ) stellt seine Opfer in der Öffentlichkeit bloß. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der Pensionist, der über Jahre hinweg etwa 60 Buben missbraucht hatte, stellt Kinderfotos seiner Opfer – mit deren Namen – ins Internet. Und das nicht zum ersten Mal.

Aufgedeckt hat den Skandal die BezirksRundschau Oberösterreich, die am Donnerstag über diesen Fall berichtete, und ein ausführliches Interview mit dem Pensionisten veröffentlichte.

Auf diversen Internet-Plattformen findet man die Fotos des 66-Jährigen: Kinder beim FKK-Baden, einen zumindest teilweise nackten Buben, den der Mann aus Bad Goisern innig umarmt und Dutzende mehr. Dazu hat der Pensionist – ebenfalls für jedermann zugänglich – die Anklageschrift aus dem Jahr 1997 ins Netz gestellt. Mit sämtlichen Namen seiner Opfer.

Der 66-Jährige war 1997 Hauptverdächtiger im Prozess um den sogenannten Bad Goiserner Kinderpornoring. Abgesehen von Pornografie ging es aber auch um sexuellen Missbrauch Minderjähriger. Das jüngste Opfer soll fünf Jahre alt gewesen sein. Fünfeinhalb Jahre Haft fasste der Mann damals aus. Wenig später wurden ihm nochmals sechs Monate aufgebrummt, weil er verlautbaren ließ, dass seine Opfer ihre Aussagen "ein Leben lang nicht vergessen" würden.

Täter als Opfer

Der Pensionist sieht sich 16 Jahre nach seiner Verurteilung nach wie vor als Opfer. "Ich habe nie gegen das Gesetz verstoßen." Sexuelle Kontakte habe er nur zu älteren Burschen gehabt. Der diesbezügliche Paragraf sei gesetzeswidrig. Er will vom Staat sogar Entschädigung für seine Haft. Ob es denn üblich sei, Nacktfotos fremder Kinder ins Internet zu stellen? "Schauen Sie doch auf Facebook, das machen ja viele", sagt der Mann.

Dem Wiener Rechtsanwalt Gerald Ganzger entfleucht ein nicht druckreifes Wort, als er auf die neuerliche "Ungeheuerlichkeit" des Pensionisten angesprochen wird. "Ich werde den Fall prüfen und alles, was rechtlich möglich ist, gegen diese unglaubliche Entgleisung unternehmen." Derzeit sei ein Verfahren wegen Verdachts der Kinderpornografie gegen den 66-Jährigen am Laufen.

Ganzger vertrat vor zwei Jahren Betroffene, als der Pensionist via YouTube Bilder seiner Opfer verbreitet hatte. Die Fotos wurden nach der Intervention des Anwalts aus dem Netz genommen. Ganzger: "Es ist unverständlich, dass der Mann seine Opfer nochmals leiden lassen kann."

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