Oper "Ulenspiegel" entfacht Apokalypse in der Tabakfabrik
Im Rahmen des Linzer Brucknerfestes bringt der Kulturverein EntArteOpera ein vergessenes, aber umso spektakuläres Werk des Komponisten Walter Braunfels auf die Bühne: die Oper "Ulenspiegel". Ort der Inszenierung ist die 14 Meter hohe Halle der Linzer Tabakfabrik, die sich in einen apokalyptischen Kriegsschauplatz verwandelt. Protagonist Till Ulenspiegel (Marc Horus) begehrt gegen die Schreckensherrschaft der Inquisition des 16. Jahrhunderts auf. Als Schalk-Figur und Außenseiter sagt er der Endzeitgesellschaft und dem Regime die Wahrheit ins Gesicht. Durch persönliches Erleben von Folter und Terror avanciert er jedoch selbst zum aktiven Widerstandskämpfer an der Spitze der Rebellion. "Das Stück ist zeitlos und angesichts der vielen kriegerischen Auseinandersetzungen aktueller denn je", sagt Susanne Thomasberger von EntArteOpera.
Walter Braunfels’ (1882– 1954) Kompositionen wurden von den Nationalsozialisten verboten. Für Regisseur Roland Schwab bietet die Tabakfabrik daher genau das richtige Ambiente für dieses Werk: "Während der NS-Herrschaft wurde der Monumentalbau zum industriellen Prestigeobjekt erklärt, schließlich avancierte er durch den Kommunisten Josef Teufl zum Schauplatz von Widerstand gegen die Unterdrückung. Ulenspiegel steht als Mahnmal für die Freiheit des Geistes." Die Musik spielt übrigens das Israel Chamber Orchester unter der Leitung von Martin Sieghart. Premiere ist am 10. September, weitere Vorstellungen: 12. 9., 14. 9., 16. 9. Tickets: 0732 76 12-2170, www.brucknerhaus.at
Ausstellung
Am Tag vor der Premiere eröffnet die Ausstellung "Swing tanzen verboten" in der Tabakfabrik, bei der die Rolle der Musik als Instrumentarium zwischen Propaganda und Widerstand thematisiert wird. Im Rahmen der Eröffnung gibt es auch ein Konzert.
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