„Grundsätzlich sind wir mit den Leistungen sehr zufrieden“, zieht Landessportdirektor Gerhard Rumetshofer dennoch eine positive Bilanz. Er ist auch Leiter des Olympiazentrums auf der Linzer Gugl, wo den Besten ideale Bedingungen geboten werden sollen. Dort trainiert auch die niederösterreichische Judoka Michaela Polleres (27), die nach Silber in Tokio 2021 diesmal Bronze gewonnen hat.
Umfeldbetreuung
Zu Selbstzufriedenheit sei dennoch keine Zeit, sagt Rumetshofer: „Man darf nicht eine Minute lang auf dem Hintern sitzen bleiben.“ Mit der schonungslosen Analyse soll unverzüglich begonnen werden. Die zentrale Frage laute: „Wo müssen wir uns verbessern?“ Rumetshofer war selbst vor Ort, sein erster Befund: „Andere Nationen sind uns in der Umfeldbetreuung weit voraus.“ In Physiotherapie, Massage, Sportwissenschaft, Psychologie, Ernährung gelte es aufzuholen.
Nachwuchsarbeit
Zweiter Ansatzpunkt sei die Schnittstelle Talente-Spitze. Exakt hier setzt die Kritik von Roland Werthner, Präsident des OÖ. Leichtathletikverbandes, an: „Wir scheitern nicht in den ein, zwei Jahren vor Olympia. Da wird viel gemacht.“ Hingegen hinke Österreich in der Nachwuchsarbeit – sprich: in Talentsuche und Förderung – weit hinterher. „Hier müssen wir viel professioneller werden.“
Eine Olympiamedaille mehr oder weniger sei für ihn nicht relevant, sagt Werthner: „Vielmehr, wie der Spitzensport langfristig, in der nächsten und übernächsten Generation, ausschauen soll.“
Zurückgezogen
Weil sich hier nichts bewege, habe er sich vor zwei Jahren unter Protest aus dem Spitzensportausschuss zurückgezogen. Dort sollten Ideen zur Zukunft der Strukturen entwickelt werden. „Die funktionieren langfristig nicht“, sagt Werthner. „Aber es gibt kein Interesse, daran etwas zu ändern.“
Pluspunkte Weißhaidinger und Gogl-Walli
Auch Werthner bilanziert Paris im Prinzip positiv. So hätten sich Lukas Weißhaidinger (32) im Diskuswurf und Susanne Gogl-Walli (28) über die 400 Meter in der Weltklasse behauptet. Generell sei das Ergebnis nicht schlecht, wenngleich die Medaillen in kleinen Zellen wie Klettern geholt worden seien. Oder dort, wo Verbände konsequente Arbeit leisten. Judo zum Beispiel.
Samuel Gassner
Landesverbandspräsident Manfred Reisinger ist hocherfreut, dass es Samuel Gassner zu Olympia geschafft hat. Der Aufstieg des 23-jährigen Ottensheimers sei Ergebnis der Strukturänderungen. Die Sichtung beginne im U-14-Bereich, erklärt Reisinger, zu den gemeinsamen Trainings des Schülerkaders kämen bis zu 60 Kids.
Siegls Pferd lief unrund
Dafür, dass sich unter den fünf Ringen stets auch Dramen ereignen, steht Lea Siegl. Für die 25-jährige Mühlviertlerin waren die Spiele vorbei, ehe sie begonnen hatten. Weil ihr Pferd Fighting Line beim Fitnesstest unrund lief, durfte sie in der Vielseitigkeit nicht antreten. „Die Enttäuschung ist riesig“, resümiert Siegl ihr verhindertes Olympia-Debüt.
Kommentare