Dann wurde ein externes Unternehmen - KPMG - beauftragt, Klarheit zu schaffen. Eine Klarheit, die offenbar die vorliegenden Verdachtsmomente bestätigen sollte. So beantragte SPÖ-Bürgermeister Paul Mahr am Donnerstag die Absetzung des Kommandos.
LAbg. Heidi Strauss, SPÖ-Vizebürgermeisterin von Marchtrenk, ist seit etwas mehr als einem Jahr als zuständige Stadträtin mit der Thematik befasst. "Die Informationen wurden über Whistleblower-Plattform bekannt gemacht", schildert sie, wie die Sache ins Rollen gekommen ist.
Die Sache dürfte schon länger rollen, wie auch die Ergebnisse des - sehr umfangreichen - Prüfberichts nahelegen sollen. Strauss betont jedenfalls, "seit meinem ersten Tag" an der Aufklärung des Sachverhalts gearbeitet zu haben.
Dazu hat es auch mehrere Gespräche zwischen Stadt, Landesfeuerwehrverband und dem mit den Vorwürfen konfrontierten Kommando gegeben. Die Spitze des Marchtrenker Feuerwehrkommandos habe dabei immer wieder betont, dass alles sauber und korrekt abgelaufen sei.
"Wir haben das Vertrauen in das Kommando verloren"
Wobei diverse Belege erst spät nachgereicht worden seien. "Wir haben das Vertrauen in das Kommando verloren", sagte Strauss nicht zuletzt deshalb in aller Deutlichkeit und betonte gleichzeitig, dass die Stadt in der Sache vom Landesfeuerwehrkommando immer stark unterstützt worden sei.
Dort ist man höchst unglücklich über die Situation in Marchtrenk. "Wir bekommen jetzt den Prüfbericht und können ein Erhebungsverfahren starten", bestätigt Markus Voglhuber, Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos. Er rechnet damit, dass es einige Wochen dauern wird, bis der entsprechende Bescheid erlassen werden kann.
Dass es in Richtung einer Enthebung aufgrund der bisher bekannten mündlich übermittelten Vorwürfe gehen wird, lässt der Sprecher durchklingen, ohne die Entscheidung vorwegnehmen zu wollen.
Kommandant nach Alko-Unfall verurteilt
Diese Geschichte hat ein pikantes Vorspiel. Denn der betroffene Kommandant, der nun enthoben werden soll, hatte im Sommer 2022 frühmorgens auf der Heimfahrt von einer Feuerwehrhochzeit in der Steiermark mit dem Kommandofahrzeug der Feuerwehr Marchtrenk einen schweren Unfall gebaut - mit etwas mehr als einem Promille Alkohol im Blut.
Sein Freund und Kollege wurde als Beifahrer schwer verletzt, der Kommandant wurde strafrechtlich verurteilt, und zwar zu sechs Monaten bedingter Haft, 3.600 Euro Geldstrafe und 5.000 Euro Schmerzensgeld.
Und der Ankauf eines (ursprünglich noch dazu schwarzen) Ersatzautos für das vom Kommandanten geschrottete Kommandofahrzeug um kolportierte 100.000 Euro - ohne entsprechende Abstimmung - ist Teil der vorgeworfenen finanziellen Verfehlungen und Misswirtschaft.
Trotz Verurteilung wiedergewählt
Das Kommando hatte er damals zurückgelegt, er ließ sich aber ein halbes Jahr später erneut zur Wahl aufstellen. Und wurde im März 2023 auch wieder zum Kommandanten gewählt. Eine Vorgangsweise, die Voglhuber nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen konnte: "Ich war 17 Jahre Kommandant einer Feuerwehr, ich würde mich nach so einem Vorfall nie und nimmer wieder aufstellen lassen."
Aber die Feuerwehr sei eine durch und durch demokratische Organisation, diese Wahl habe deshalb so hingenommen werden müssen, auch wenn er das neuerliche Antreten "persönlich für höchst bedenklich" gehalten habe. Bedenklich gehalten haben es offenbar auch Mitglieder der Feuerwehr, denn aus ihren Reihen sollen die Informationen über die Misswirtschaft gekommen sein. "Gott sei Dank gibt es diese Selbstreinigungskraft in der Feuerwehr", sagt Voglhuber, der betont, dass es ich "nur um eine von 900 Feuerwehren in Oberösterreich" handelt.
Apropos Feuerwehr: Die Sicherheit der Bevölkerung ist gewährleistet, die Stadt hat den Kommandanten der kleinen Feuerwehr Kappern zum "Pflichtbereitschaftskommanden" bestellt.
"Auch die umliegenden Feuerwehren wissen Bescheid", versichern Strauss und Voglhuber die volle Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr in Marchtrenk. Laut Strauss ermittelt mittlerweile auch das Landeskriminalamt in der Angelegenheit.
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