NS-Geheimprojekt: Filmemacher von Behörde gestoppt
Auf den ersten Blick ist St. Georgen an der Gusen kein weiter auffälliger Ort. Knapp 4000 Einwohner leben in der Mühlviertler Gemeinde 16 Kilometer östlich von Linz. Es gibt viele Pendler, ein paar Betriebe, ein reges Vereinsleben, einige Wirtshäuser und einen roten Bürgermeister. Im St. Georgen über der Erde gibt es kaum Neues zu entdecken.
Unter der Erde hingegen gleicht St. Georgen einem noch nicht gänzlich erforschten Labyrinth. Bekannt ist, dass die Nationalsozialisten ab Ende 1943 gigantische Stollen zur Rüstungsproduktion in die Erde treiben ließen, weil diese hier vor Luftangriffen sicher war. Fast 9000 KZ-Häftlinge kamen bei den Bauarbeiten ums Leben. In den unterirdischen Anlagen mit dem Decknamen "Bergkristall" wurde vor allem das Düsen-Jagdflugzeug "Messerschmitt Me 262" gefertigt.
Das sei allerdings nicht die ganze Wahrheit, meint Andreas Sulzer. Der Linzer Filmemacher beschäftigt sich seit vielen Jahren mit "Bergkristall". Er stöbert in Archiven von Wien bis New York, spricht mit Zeitzeugen und trägt dabei Indizien zusammen, die darauf hindeuten, dass die Nazi-Stollen deutlich größer waren als bisher angenommen.
Unbekannter NS-Bau
Altlasten
Sulzer hingegen versteht nicht, warum seine Grabungen gestoppt wurden: "Die Behörden erwecken nicht den Eindruck, als ob sie an einer Aufklärung interessiert sind. Auch eine weitere Entdeckung aus dem Februar 2014 hat man uns wieder zugeschüttet." Die Bürger von St. Georgen und auch der Bürgermeister wollten hingegen, dass die Wahrheit ans Licht kommt. "Denn möglicherweise gibt es noch gefährliche Altlasten", sagt Sulzer.
BDA-Fachdirektor Euler-Rolle pocht dennoch auf einen streng wissenschaftliche Vorgehensweise. Mit Sulzers Methoden habe er keine Freude, weil er sich nicht an die Regeln halte. "Er berücksichtigt die wissenschaftlich-archäologischen Aspekte nicht ausreichend und nimmt keine Rücksicht auf die Betroffenheit in der Region."
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