NS-Aufarbeitung: Drei Projektanträge übersehen

Luger will das Linz09-Erinnerungsprojekt „in situ“ nicht reaktivieren.
Linz. Grüne kritisieren Bearbeitungs-Tempo.

Graz hat sie – genauso wie Salzburg, Wels oder Braunau. In Linz jedoch treffen Spaziergänger auf keine "Stolpersteine" (im Trottoir eingelassene Messingquader, Anm.), die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Aus Sicht der Grünen wäre das aber "überfällig".

NS-Aufarbeitung: Drei Projektanträge übersehen
Bürgermeister Stadt Linz: Klaus Luger (SPÖ)
Im Juli 2013 hat deren Mandatarin Edith Schmied im Linzer Gemeinderat einen Antrag zur Bewilligung dieses Projekts gestellt. Damals wurde ihr versichert, dass es längst konzeptionelle Überlegungen dafür gebe – der Antrag wurde dem Stadtsenat zugewiesen. "Passiert ist seither nichts", betont Schmied.

Ein ähnliches Schicksal erlitt auch ihr Antrag zur Fortführung des erfolgreichen Linz09-Projekts "in situ". 65 auf Gehsteige gesprayte Einzelschicksale von NS-Opfern erinnerten an ermordete Linzer Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und politisch Andersdenkende. "Gerade in der ehemaligen Führerhauptstadt ist eine solche Auseinandersetzung im öffentlichen Raum mit historischen Bezügen sehr wünschenswert", sagt Schmied.

Ihre Mutmaßung, warum SPÖ-Stadtchef Klaus Luger die beiden Anträge nicht vorangetrieben hat? "Vielleicht will er es sich mit der FPÖ nicht verscherzen, weil ihm deren Zustimmung bei anderen Projekten wichtiger ist."

Auch Schmieds grüner Parteikollege, Gemeinderat Markus Pühringer, ist über Luger verwundert. Er bemängelt, dass bei der Umsetzung eines Denkmals für Wehrmachtsdeserteure seit Mai 2012 ebenfalls wenig weitergehe: "Ich kann nur vermuten, dass dem Bürgermeister das kein großes Anliegen ist."

Nicht im Übergabeakt

Luger widerspricht und verweist darauf, dass alle drei Projekte im Zuge des Bürgermeisterwechsels übersehen worden seien. "Sie waren bei den Übergabeakten nicht dabei und sind leider in der Verwaltung liegen geblieben."

Gleichzeitig stellt er aber klar, dass er gegen Erinnerungssteine im Boden ist und eine andere Form des öffentlichen Gedenkens konzipieren lassen möchte. Auch "in situ" werde nicht dupliziert. Bei der Suche nach einem Standort für ein Deserteursdenkmal will er sich verstärkt einschalten.

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