„Nicht lauter Musterschüler“
Werner Zöchling ist studierter Soziologe. Am 26./27. März organisiert der Steyrer in seiner Heimatstadt ein Symposion mit dem Titel „Was Management und Fußball miteinander verbindet“.
KURIER: Herr Dr. Zöchling, was verbindet Management und Fußball miteinander?
Werner Zöchling: Die Mechanismen, die es im Management gibt, haben auch im Fußball ihre Gültigkeit.
Welche Mechanismen?
Ein Fußballverein funktioniert wie ein Unternehmen. Man braucht ein bestimmtes Produkt, man braucht Mitarbeiter, man braucht eine Philosophie – und man braucht Führungskräfte, die diese Philosophie umsetzen. Die Philosophie ist das Bestimmende.
Ein Fußballverein ohne Philosophie hat demnach auch keinen Erfolg, oder?
Mit einer Philosophie ist man auf jeden Fall erfolgreicher. Nehmen wir zum Beispiel die SV Josko Ried her. Der Verein hat eine klar erkennbare Philosophie, danach richten sich alle Personalentscheidungen. Oder schauen Sie sich Dortmund an. Die haben aus der Not eine Tugend gemacht und konsequent über mehrere Jahre junge Spieler in ihrer Akademie ausgebildet.
Wie Barcelona.
Richtig. Spieler wie Iniesta oder Xavi tragen die Philosophie mit. Auch Trainer Pep Guardiola kommt aus dem eigenen Verein und identifiziert sich voll damit.
Negative Beispiele?
Bleiben wir beim FC Barcelona. Ein Zlatan Ibrahimovic ist ein großartiger Stürmer, aber er hat einfach nicht zu den Katalanen gepasst. Das war eine falsche Personalentscheidung.
Was ist mit Red Bull Salzburg?
Da sind in den vergangenen Jahren immer Trainer gekommen, die ihre eigene Philosophie mitgebracht und vorgegeben haben. Das ist nicht richtig. Die Philosophie muss vom Verein kommen, nicht vom Trainer.
Kann das in Salzburg unter dem neuen Geschäftsführer Peter Vogl und seinem Stellvertreter Oliver Glasner besser werden?
Ja, ich glaube schon. Die beiden sind sehr bemüht, eine Struktur reinzubringen.
Was zeichnet einen guten Trainer aus?
Er muss Fachkompetenz haben. Er muss aber auch Menschen führen können. Das ist ganz wichtig. Damit ein Verein sportlich erfolgreich ist, muss man ebenfalls den Teamgeist, die Persönlichkeit und das Potenzial der Spieler miteinbeziehen. Das funktioniert von der Bundesliga bis hinunter in die 2. Klasse. Dort natürlich mit bescheideneren finanziellen Mitteln.
Wer ist für Sie in Österreich ein guter Trainer?
Peter Stöger, Peter Schöttel. Die beiden haben Fachkompetenz, aber auch Führungsqualität. Klaus Roitinger war auch ein sehr guter Trainer. Er hat mehr als zehn Jahre lang Erfolg gehabt. Das ist kein Zufall. Leider ist das Thema Führungsqualität im Fußball bei uns kein allzu großes Thema.
Was halten Sie von sogenannten Peitschenknallern wie Felix Magath oder Peter Pacult?
Solche Trainer können über eine kurzen Zeitraum alles hochpushen, auf Dauer funktioniert das aber nicht. Als Trainer muss man einen wertschätzenden Umgang mit den Spielern haben. Das heißt jetzt aber nicht, dass man ihnen alles durchgehen lässt.
Kann man Spieler wie Marko Arnautovic, die ein sehr ausgeprägtes Ego haben, überhaupt in eine Mannschaft integrieren?
Man muss nicht lauter Musterschüler haben. Was zählt, ist die professionelle Einstellung. Nehmen wir nur Manuel Ortlechner her. Er ist jetzt Kapitän bei der Wiener Austria. Manuel hat in seiner Karriere so viel erreicht, weil er einfach die richtige Einstellung hat. Darum habe ich ihn auch zu dem Symposion nach Steyr eingeladen.
Zöchling: Für die SV Ried im Einsatz
Soziologe Werner Zöchling wurde 1950 in Steyr geboren. Er studierte Soziologie und schrieb eine Dissertation mit dem Titel „Fußball – Soziologische Betrachtung einer Sportart“. Von 1993 bis 2011 war er Leiter der Personalentwicklung beim Magistrat Steyr. Zöchling – ein ausgebildeter Lizenztrainer – hatte aber auch immer wieder mit dem Fußball zu tun. So war er von 2006 bis 2009 maßgeblich an der Teamentwicklung bei der SV Josko Ried beteiligt. Zöchling machte sich auch als Coach mehrerer Bundesligaspieler einen Namen.
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