Nicht alles ist Schrott, was auf den Müll kommt

Er hat den Groove: Rainer Wögerbauer sammelt im Container jede Menge Dinge, die noch zu gebrauchen sind
Klaviere, Särge oder ein original verpacktes Raclette: In Altstoffsammel- zentren wird manches abgegeben, das andere brauchen.

Seit 29 Jahren ist Rainer Wögerbauer im „Müll-Business“, die ersten zwanzig Jahre auf der Straße, bei der Müllabfuhr. Seit neun Jahren arbeitet der 49-Jährige im Altstoffsammelzentrum (ASZ), ist mittlerweile Leiter der Zweigstelle in Kleinmünchen.

Viel Aufklärung

Mit Reststoffen, Müllschütten und der richtigen Trennung der Abfälle kennt sich Wögerbauer aus wie kaum ein anderer. Wobei: „Ich habe hier meine Pappenheimer im ASZ, die kommen jeden zweiten Tag, kennen sich bestens aus. Da brauch’ ich nicht mal mehr hinschauen, was die machen.“ Das sei aber eher die Ausnahme. „Prinzipiell besteht unsere Arbeit viel aus Information und Aufklärung.“ Die meisten Besucherinnen und Besucher des ASZ seien beizeiten ratlos, wo denn nun genau diese Dose oder jenes Kabel hingehöre. Nicht selten stolpern Rainer Wögerbauer und seine Kollegen an den vier ASZ-Standorten in Linz über Sachen, die noch zu verwenden oder sogar originalverpackt sind. Was passiert mit jenen Sachen, die zu schade sind zum Wegschmeißen?

Nicht alles ist Schrott, was auf den Müll kommt

„Wir haben einen begehbaren Container bei uns aufgestellt, in dem wir alles sammeln, was noch brauchbar ist. Und da kommt einiges zusammen“, verweist Wögerbauer auf die vollen Regale. Eislaufschuhe, Spielzeuge, Geschirr, Kleinmöbel, Bücher, Schuhe, ein Raclette-Geschirr, eine Nähmaschine und noch vieles mehr stapelt sich vor Ort.

Ist der Container voll, wird er an ReVital OÖ geliefert. Dort wird entschieden, was in den ReVital-Shops landet und dort wieder verkauft wird. Die ReVital-Shops sind eigenständige, kleine Unternehmen, die vom Verkauf der aufbereiteten Waren leben und in denen auch Mitarbeiter mit Beeinträchtigung angestellt sind.

„In diesen Shops darf jeder, unabhängig vom Einkommen, einkaufen. Der Umwelt- und der Sozialgedanke lassen sich hier gut verbinden“, erklärt Johannes Offenthaler vom OÖ. Landesabfallverband, an den die ReVital-Shops angegliedert sind.

Skurriles

Nicht nur Sinnvolles, auch Skurriles wird beizeiten im ASZ abgeliefert: „Wir haben auch schon Särge bekommen, Klaviere oder einen drei Meter hohen Holzstuhl – ein Überbleibsel von einem Bühnenbild“, erinnert sich Rainer Wögerbauer. Ihn selbst hat die Arbeit eher zum Minimalisten gemacht: „Wenn man sich alles aufheben würde, bräuchte man irgendwann ein Lager.“

Kurzlebigkeit

Und einen Trend hat der 49-Jährige noch bemerkt in den vergangenen Jahren: nämlich jenen der Kurzlebigkeit. „So viele Kundschaften jammern, dass die Geräte nicht mehr lange halten, dass vieles billig produziert ist. Dem kann ich wirklich nicht widersprechen.“ Insgesamt ist also die Entsorgungsmenge mehr geworden – zum einen, weil die Sachen kürzer halten. Zum anderen, weil Dinge auch viel schneller weggeschmissen werden.

Eine letzte Anekdote hat Wögerbauer noch auf Lager: „Zu uns nach Kleinmünchen kommt alle zwei Wochen ein Mann, steigt mit seinem Bauschutt, den er auf einer Rodel transportiert, aus der Bim aus – und entsorgt bei uns.“

Nicht alles ist Schrott, was auf den Müll kommt

Rainer Wögerbauer begutachtet die Lithium-Ionen-Akkus im Spezialcontainer

Akkus als gefährliche Brandauslöser

Kaum jemandem ist bewusst, wie leicht so ein Lithium-Ionen-Akku, der Handys, Tablets, Laptops oder E-Bikes antreibt, Feuer fangen kann. „Alleine 2019 gab es in Oberösterreich 20 Wohnungsbrände ausgelöst durch  diese Akkus. Und die Tendenz ist stark steigend“, sagt Michael Hammer, Präsident des Zivilschutzverbandes OÖ. Besonders beim Laden erhitzen sich die Akkus, im Innern kann es Temperaturen bis zu 800 Grad geben. Wird es zu heiß und kommt es zu einem Kurzschluss, entweicht dem Akku eine Stichflamme, die die Umgebung rundum in Brand setzen kann.
„Deswegen das Handy beim Laden nicht auf Papier oder Holz oder sonst einen leicht entflammbaren Untergrund legen“, rät Hammer. „Und das Handy bitte nie komplett ent- oder aufladen. Wichtig ist es auch, Rauchmelder daheim zu installieren. Dann wird man zumindest rechtzeitig gewarnt, wenn es brennen sollte.“ Weitere Tipps auf  www.zivilschutz-ooe.at.
Hat der Akku seine Lebensdauer überschritten, gehört er auf keinen Fall in den Restmüll, sondern  mit abgeklebten Kontakten als Sondermüll ins Altstoffsammelzentrum. Dort lagern die explosiven Teile, die zum Teil schon stark aufgebläht sind, in Spezialcontainern, die sogar mit Brandschutzmitteln versehen sind.

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