„Viele gehen betrunken wählen“

Zeit genug für Eilige: Bis 16 Uhr kann heute, Sonntag, gewählt werden. Das vorläufige Endergebnis wird um 19 Uhr erwartet.
1,1 Millionen Oberösterreicher wahlberechtigt – immer wieder kuriose Vorfälle

Wenn heute Früh die Wahllokale öffnen, muss alles perfekt organisiert sein. „Wir bereiten die Nationalratswahl seit vier Monaten vor“, sagt Josef Gruber, stellvertretender Landeswahlleiter. Gruber hat den ganzen Sommer durchgearbeitet und zum Beispiel jeden einzelnen Kandidaten im Landeswahlkreis Oberösterreich auf seine Wählbarkeit überprüft. Ein erheblicher Aufwand, finden sich doch bis zu 130 Personen auf jeder der elf Listen, die heuer in unserem Bundesland antreten.

„Viele gehen betrunken wählen“
Josef Gruber, stv. Landeswahlleiter in OÖ
Den rund 1,1 Millionen Wahlberechtigten in Oberösterreich stehen 20.000 ehrenamtliche und professionelle Helfer gegenüber. Ihr Aufgabengebiet reicht vom Beisitz im Wahlsprengel über die Entgegennahme von Wahlkarten bis hinauf zur Leitung der Landeswahlbehörde in Linz, für die Josef Gruber gemeinsam mit seinem Chef Michael Gugler verantwortlich ist.

NS-Symbole

Wie bei jeder Wahl werden auch Sonntag Meinungsverschiedenheiten und kuriose Vorfälle nicht ausbleiben. „Ein Klassiker, der immer wieder für Diskussionen sorgt, ist der durchgestrichene Stimmzettel, auf dem sich die zwei Linien zufällig oder auch nicht in einem Kreis schneiden“, erzählt Gruber. Ob eine solche Stimme gültig ist, muss jede Sprengelwahlbehörde selbst per Mehrheitsbeschluss entscheiden. Wer ein Smiley in einen Kreis malt, darf damit rechnen, dass er damit seinen Wählerwillen eindeutig kundgetan hat und seine Stimme somit gültig ist . Allzu kreativ sollten die Wahlberechtigten freilich nicht sein, spätestens bei Beschimpfungen oder gar nationalsozialistischen Symbolen hört sich der Spaß auf. „Vereinzelt finden wir Hakenkreuze auf Stimmzetteln. Diese sind dann ungültig, außerdem wird Anzeige erstattet.“

Polizeieinsätze

Gruber weiß auch von leeren Kuverts zu berichten, die Wähler in die Urne einwerfen, oder von gleich zwei Stimmzetteln, die man in einem Umschlag gefunden hätte. „Die Leute kommen auf die seltsamsten Dinge, auch wenn das nur Einzelfälle sind“, meint der stellvertretende Landeswahlleiter. Dass sich so mancher bei der Ausübung seines demokratischen Rechts so ganz und gar nicht wie ein mündiger Staatsbürger verhalte, sei aber leider traurige Realität. Viele würden das Wahllokal mit einem Wirtshaus verwechseln. „Der Alkohol hat am Wahltag Hochsaison, es gibt immer wieder politisch motivierte Stänkerer.“ Im Normfall bekomme die Wahlbehörde solche Situationen selbst in den Griff, es sei aber auch schon vorgekommen, dass die Polizei zum Wahllokal ausrücken und Betrunkene von dort abholen musste, erzählt Gruber.

Die Landeswahlbehörde wiederum müsse sich vielfach mit erbosten Anrufern herumschlagen. Gruber: „Bei der Landtagswahl 2003 hat sich jemand über eine schwarze Fahne vor dem Gemeindeamt beschwert. Der Anrufer meinte, dass sei eine unerlaubte Wahlwerbung für die ÖVP. Dabei gab es nur ein Begräbnis.“

Wenn am Sonntagnachmittag die Wahllokale schließen, ist für Josef Gruber die Arbeit noch lange nicht vorbei. Dann heißt es Ergebnisse sammeln und das vorläufige Endergebnis nach Wien übermitteln. Es soll bis 19.30 Uhr feststehen. Im Lauf der Woche werden die Vorzugsstimmen ermittelt und die Wahlkarten ausgezählt. Das endgültige Endergebnis der wird erst am 7. Oktober beschlossen.

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