Närrische Tage in Ried

SV-Ried-Trainer Miron Muslic
Beim Innviertler Bundesligaklub SV Ried ist schon wieder eine Trainerdiskussion ausgebrochen. Von Gerhard Marschall.

Das hätte er auch geschafft, mag sich Gerald Baumgartner daheim im Salzburger Land denken. Er wurde kurz vor Weihnachten von der SV Ried als Trainer entlassen. „Ich bin mir sicher, dass wir den Klassenerhalt auch mit mir geschafft hätten“, sagte er damals. Doch die Vereinsführung sah das anders und engagierte, nachdem sie sich einige Abfuhren geholt hatte, Miron Muslic. Der 38-Jährige sollte es richten.

3 zu 13 Tore

Seine Bilanz nach nur acht Spielen fällt alles andere denn berauschend aus: drei Unentschieden, kein Sieg, 3 zu 13 Tore. Und so sind in Ried mitten in der Fastenzeit närrische Tage ausgebrochen, schon wieder wird laut über einen Trainerwechsel nachgedacht. Er halte nichts davon, Dinge schönzureden, sagt Sportkoordinator Wolfgang Fiala: „Am Ende des Tages zählen in der derzeitigen Situation nur Punkte.“ Wohl aber auch das Finanzielle: Zwei geschasste und ein neuer Trainer gehen ins Geld.

Gnadenfrist

Jedenfalls bekam Muslic eine Gnadenfrist. Er darf zumindest bei den nächsten beiden Spielen, heute daheim gegen den LASK und in einer Woche in Altach, auf der Bank sitzen. Zuerst bestenfalls zweite Wahl, nach kurzer Zeit hochoffiziell angezählt – nicht gerade eine ideale Arbeitsbasis für einen Trainer. Immerhin stemmen sich die Spieler gegen seinen Hinauswurf. Sie werden von Fiala in die Pflicht genommen: „Es kommt jetzt darauf an, wie intakt sich die Mannschaft zeigt.“

13 Trainer seit Gludovatz

Ried ist schon seit Längerem ein Toll- und Durchhaus. Im März 2012 wurde Kultcoach Paul Gludovatz abgelöst. In den neun Jahren seither wurden 13 Trainer geholt und nach mehr oder minder kurzer Zeit gefeuert. Gerhard Schweitzer kam gleich dreimal interimistisch zum Zug. Eine durchschnittliche Verweildauer von etwas mehr als sieben Monaten ist selbst für den schnelllebigen Profifußball sehr kurz. Bei jedem Wechsel wurde von einem Neubeginn mit Perspektive gesprochen. Muslic ist die Nummer 14 in der langen Reihe der Zukunftshoffnungen. Bundesligisten sind auch nur Vereine, ihre Führung ist nicht zwangsläufig professioneller als die eines Unterhausklubs. Oft reichen lokale Prominenz, Fußballbegeisterung, Idealismus und Bares für einen Vorstandsposten. Erfahrung in der Branche gehört nicht immer zur Job-Description.

Mittelmaß eingekauft

In Ried werkt zurzeit ein Sechs-Mann-Präsidium. Seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga im Vorjahr befindet sich das Sextett in der Dauerkrise, die sie allerdings wesentlich mitzuverantworten hat. Es wurde versäumt, die für die Zweite Liga geeignete Mannschaft punktuell zu verstärken. Stattdessen wurde Mittelmaß en gros eingekauft. Mit diesem Kader soll Muslic jetzt zaubern. Klar war, dass es nach der Rückkehr in die Bundesliga ohnedies schwer würde.

Nervöse Funktionäre

Die anhaltende Nervosität der Funktionäre macht die Sache nicht leichter. Wenigstens hat Corona diesbezüglich etwas Gutes. In einem vollen Stadion würde sich der Unmut der Fans lautstark äußern. Beim 0:4 zuletzt gegen Wolfsberg wäre die Mannschaft samt Vorstand aus dem Stadion gepfiffen worden. Durchaus möglich, dass für den Abstiegskampf erneut Gerhard Schweitzer geholt wird. Weil der aber seinen Job bei der Lenzing AG nicht aufgeben will, wäre das wieder nur eine Übergangslösung. Ehe im Sommer ein nächster Neuer mit Langfristigkeitsansage kommt. Sofern sich der Verein dann nicht in Liga zwei wiederfindet.

Hoffnung auf Derby-Sieg

So sei das Geschäft, sieht Noch-Trainer Muslic seine Lage nüchtern. Wie er das drohende Schicksal abwenden kann, glaubt er zu wissen: „Ein Sieg im Derby, und alles ist vergessen.“

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