Nacktfotos ins Internet gestellt

Nacktfotos ins Internet gestellt
Ein Kinderschänder soll nach seiner Haftentlassung Prozessunterlagen ins Netz gestellt haben. Eine Mutter wehrt sich.

Fünf Jahre und sechs Monate saß ein 66-jähriger Bad Goiserer im Gefängnis, weil er über Jahre etwa 60 Buben missbraucht hatte. Nach seiner Haftentlassung tauchten plötzlich alte Prozessdaten, Aussagen und Nacktfotos der Kinder auf YouTube auf (der KURIER berichtete).

Die Opfer und ihre Familien sind schockiert. Staatsanwaltschaft und Polizei hatten es nicht geschafft, dass YouTube die Daten entfernt. Erst als sich der Wiener Anwalt Gerald Ganzger einschaltete, wurden sie gelöscht – nach 13 Monaten. Der Verurteilte soll das Material ins Netz gestellt haben.

Trauma

Nacktfotos ins Internet gestellt

Für einen 23-jährigen Salzburger war es im Jänner 2011 ein Schock, als er beim Internetsurfen seine Nacktfotos und die alten Prozessdaten im Internet sah. Mehr als 7000 Zugriffe gab es auf YouTube-Links, wie „The Gaylisten“ oder „Superboys 1997“. „Mein Sohn hat mich weinend angerufen. Es wurde da nach dem Prozess 2003 wieder eine Wunde aufgerissen. Das Leben meiner zwei Buben wurde für immer zerstört. Die Behörden sagten: Da kann man nichts machen“, erzählt eine 47-jährige Mutter und kämpft mit den Tränen.

Viele der Betroffenen wollen nicht mehr an die Öffentlichkeit gehen. „Sie haben keine Kraft mehr. Sie wollen endlich Ruhe, nachdem der Missbrauchsskandal 1997 aufgeflogen war. Sie fordern, dass dieser Wahnsinn endlich abgestellt wird und dass sie von den Behörden nicht allein gelassen werden. Und wir fordern finanzielle Entschädigung“, sagt die Mutter.

Der Sozialwissenschaftler Rainer König-Hollerwöger und Anwalt Ganzger werden nicht locker lassen: „Es reicht. Gegen Unbekannt ermitteln, das ist ein Witz. Da stellt einer Unsittliches ins Netz und verstößt gegen den Datenschutz und Persönlichkeitsrechte.“ Ganzger wird bei der StA Wels beantragen, dass Ermittlungen gegen den Verdächtigen eingeleitet werden.

Pornoring

Der Mann war mit sechs Mittätern verurteilt worden, weil er sich in Bad Goisern an Buben im Kindergarten- und Volksschulalter vergriffen hatte. Es war der größte Kinderschänder-Ring, der bisher ausgehoben wurde. Der Haupttäter stritt alles ab, die Buben bestätigten den Missbrauch im Matratzenlager im Haus des Täters. Gelockt wurden sie mit Geld und Geschenken.

Noch bis heute kämpfen die Betroffenen mit den Folgen. „Manche sagen tatsächlich, wir hätten das Dorf ins Gerede gebracht“, erzählt die Mutter. Der 66-Jährige ist nach seinem Gefängnisaufenthalt wieder nach Bad Goisern zurück gekehrt und überlegt, vor den Europäischen Gerichtshof zu gehen, weil er sich unschuldig fühlt.

Kommentare