Nach Zugunfall: Ein ganzer Ort macht Mut

Zugunfall riss Familie B. auseinander: Mutter Kathrin und Alida (re.) starben, Laura (2. v. li.) ringt mit dem Tod.
Gerhard B. verlor Frau und Stieftochter bei Zugunfall. Feuerwehr und Nachbarn helfen.

Der Parkplatz vor dem Wirt z’Aching ist leer, die Eingangstür fest verriegelt, in der Gaststube brennt kein Licht. Das beliebte Lokal bei Braunau im Innviertel wäre bis über die Festtage ausgebucht gewesen. Für Weihnachts- und Familienfeiern. Kathrin B. hätte mit ihrer bestimmten, aber charmanten Art die Gäste bewirtet, ihr Mann Gerhard wäre in der Küche gestanden. Seine Kochkünste wurden in der ganzen Region geschätzt.

Ob der Wirt z’Aching jemals wieder aufsperrt, ist ungewiss. Am Abend des 9. Dezember hat Gerhard B. seine Frau und ihre elfjährige Tochter bei einem Zugunfall verloren. Kathrin B. hatte nur noch wenige Hundert Meter bis nach Hause, als sie mit ihrem Renault Espace einen unbeschrankten Bahnübergang der Mattigtalbahn überqueren wollte. Laura (9) saß auf der Rückbank, Alida (11) am Beifahrersitz.

Es war nebelig, vielleicht war die vierfache Mutter abgelenkt. Dann kam plötzlich der Zug, den der Lokführer nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte. Er erfasste den Pkw, schleifte ihn 600 Meter mit. Kathrin und Alida konnten nur noch tot aus dem Wrack geborgen werden. Die neunjährige Laura überlebte den Unfall mit schweren Verletzungen.

Abstand

Am Dienstag wurden Kathrin und Alida B. am Friedhof von St. Peter am Hart beigesetzt. Laura liegt nach wie vor im künstlichen Tiefschlaf auf der Intensivstation der Linzer Kinderklinik. Ihr Zustand ist stabil. „Die Ärzte sind zuversichtlich, dass sie wieder gesund wird. Ich habe sie schon besucht. Auch ihr leiblicher Vater ist da“, erzählt Gerhard B. Am Telefon wirkt der 31-Jährige gefasst. „Ich muss jetzt etwas Abstand gewinnen, daheim in Aching erinnert mich alles an meine Frau. Sie hatte in unserem Haus schon alles weihnachtlich geschmückt.“

Die Festtage wird der Witwer gemeinsam mit Julia (6) und dem erst zweijährigen Alexander bei seiner Mutter verbringen. Dort will er auch Zeit finden, um über die Zukunft nachzudenken. „Alle wollen, dass ich als Wirt weitermache. Dabei bin ich eigentlich nur in der Küche gestanden, meine Frau war die Managerin. Um Kathrin zu ersetzen, bräuchte ich drei Leute“, sagt er und ringt mit den Tränen. Dennoch: Der Halt, dem ihm die Leute im Ort, vor allem die Feuerwehr geben, macht Mut, nicht aufzugeben. „Ich habe so viel Unterstützung bekommen und möchte mich bei allen ganz herzlich bedanken.“ Viel wichtiger als die Zukunft des Wirtshauses sind Gerhard B. freilich seine Kinder. „Das Wichtigste ist jetzt, dass ich für Laura, Julia und Alexander da bin. Das habe ich meiner Frau versprochen.“

Spendenkonto der Freiwilligen Feuerwehr Aching für Familie B.: IBAN: AT96 3406 0801 0816 0608, BIC: RZOOAT2L060

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