Nach Hitlergruß: Schüler bedauert "Dummheit"

Der Vorfall ereignete sich vergangene Woche in der KZ-Gedenkstätte
Schulleitung will 14-Jährigen trotz Strafanzeige nicht fallen lassen. Er wird verstärkt betreut.

Nach der unfassbaren Entgleisung eines 14-jährigen Wieners bei einem Schulausflug in die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist die Schulleitung um Schadensbegrenzung bemüht. Wie berichtet, soll sich der Jugendliche – er hat ägyptisch-marokkanische Wurzeln – bei einer Führung in der Nähe der Russengräber auf einen podestartig erhöhten Kanalsockel gestellt und mehrmals den Hitler-Gruß praktiziert haben.

Schulkameraden und eine Lehrerin wurden Zeugen des Vorfalls. Ein Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte versuchte erfolglos ihn zu stoppen. Schließlich wurde die Polizei zu Hilfe gerufen. Gegenüber den Beamten soll der 14-Jährige noch versucht haben, sich um ein Jahr jünger (strafunmündig) zu machen. Er wurde auf freiem Fuß angezeigt. Der Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft.

"Ich möchte mich entschuldigen, und zwar in erster Linie gegenüber den Überlebenden der Konzentrationslager", betont Josef Reichmayr, Direktor der Integrativen Lernwerkstatt Wien-Brigittenau. Die "dumme Aktion" des Schülers sei trotz der auf Toleranz abzielenden Alltagsarbeit passiert. "Das tut mir leid und schmerzt", sagt Reichmayr. Der Besuch der KZ-Gedenkstätte durch 13- bis 15-jährige Schüler sei Teil eines intensiven Geschichtsprojekts zum Thema Faschismus, Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Holocaust, Toleranz und Intoleranz gewesen.

Der 14-Jährige, der vor zwei Jahren in die Integrative Lernwerkstatt gekommen ist und mit großem pädagogischen Einsatz begleitet wurde, habe sich in Mauthausen schwer daneben benommen. "Er ist damit konfrontiert, dass er unsere Schule in ein schiefes Licht bringt." Fallen lassen will man ihn aber nicht. "Wir werden die schon gespannten Stützsysteme für ihn und seine Familie in Kooperation mit anderen Institutionen jetzt noch mehr verstärken." Reichmayr hat bereits ein langes und ernstes Gespräch mit dem jungen Mann geführt. Resümee: "Es tut ihm leid und es wird nie wieder vorkommen."

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