Nach Altstadt-Gipfel: "Ich werde mein Lokal zusperren müssen"

Frankie Remias (67) bietet der Stadt an, das in die Kritik geratene Café Corretto freiwillig zu schließen.
Als "schwarze Schafe" eingestufte Gastronomen fühlen sich als Opfer der Stadtpolitik.

Frankie Remias fühlt sich vor den Kopf gestoßen. Seit 30 Jahren betreibt der Gastronom in der Linzer Altstadt das Café Corretto. Die Stadt will sein Lokal jetzt zusperren lassen – genauso wie die Bar Asfalt, an der er mit 40 Prozent beteiligt ist. "Wir werden hier in diese Wahnsinns-Tat mit hineingezogen, die uns nicht betrifft. Das ist eine Anlassgesetzgebung und nicht fair", kritisiert der 67-jährige Welser. Am Montag vergangener Woche wurde ein Kellner des Nachbarlokals Barok Belgie mit einem Glas lebensbedrohlich am Hals aufgeschlitzt. Täter soll ein Gast des Corretto gewesen sein.

Nach der Attacke traf sich Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) am Dienstag zu einem Runden Tisch mit Vertretern der Gewerbebehörde, der Bezirksverwaltung und Polizei. Das Resümee: Die beiden "schwarzen Schafe" würden am Image der Stadt kratzen und gehörten zugesperrt – nicht zuletzt wegen der akuten Drogenproblematik. Die rechtlichen Hebel dazu werden nun geprüft.

Friedliche Lösung

Remias will es nicht auf einen juristischen Kampf mit der Politik ankommen lassen. "Die Stadt sitzt letztendlich doch am längeren Ast. Wir stehen der Altstadt-Schickaria offenbar im Weg."

Er könne sich vorstellen, in etwa einem dreiviertel Jahr von sich aus aufzuhören. "Damit ersparen wir uns mühsame Prozesse." Sein Angebot findet bei Stadtchef Luger offene Ohren. "Ich bin immer gesprächsbereit. Auch wir wären an einer einvernehmlichen Lösung ohne Prozess interessiert." Ein entgegenkommendes Schreiben wird der Bürgermeister auch von Gerhard Aigner, Geschäftsführer der Bar Asfalt, bekommen. Aigner will darin klarstellen, dass man im Grunde ein anständiges Lokal sein möchte. "Natürlich haben wir oft schräge Gäste, aber keiner ist aggressiv. Außerdem sind wir mit dem Corretto nicht zu vergleichen", meint der 68-Jährige, der sich dringend mehr uniformierte Polizeipräsenz in der Altstadt wünscht.

Kritik an Lugers Vorgangsweise kommt aus der eigenen Partei. SJ-Vorsitzende Fiona Kaiser wirft Luger Kurzsichtigkeit vor: "Wenn Lokale, die als problematisch in Sachen Drogenkonsum und -handel gelten, geschlossen werden, sorgt das nur dafür, dass die Szene aus der Altstadt verdrängt wird und anderswo zum Vorschein kommt."

Finanzielle Probleme

Murat Korhan, dessen Sommelier Marco H. Opfer der lebensgefährlichen Attacke wurde, hält das Barok Belgie seit dem Vorfall geschlossen. "Einen Ersatz für den Marco zu finden ist schwer. Er hat früher in Belgien gewohnt und gearbeitet und ist ein Experte für Spezialbiere aus diesem Land", betont Korhan. Der wirtschaftliche Verlust, als Folge der unverschuldeten Schließtage, sei enorm. Die laufenden Fixkosten für Mitarbeiter oder Miete müssten aber weiter beglichen werden. "Das bringt mich in große finanzielle Schwierigkeiten. Schlimmstenfalls muss ich das Lokal für immer sperren und den Mitarbeitern kündigen."

Kommentare