Neue Widersprüche und kritische Fragen durch Geschworene
Mit einem Reisebus wurden am Montagabend die Geschworenen im Mordfall Renate D. nach Taufkirchen, OÖ, an den Tatort gebracht. Um 20 Uhr war im Haus des Opfers in der Gardenerstraße ein Lokalaugenschein angesetzt. Dieser sollte bei vergleichbaren Lichtverhältnissen stattfinden, wie am 26. Oktober 2012 – dem Tag der Ermordung der 68-Jährigen.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren streng. Funkstreifenbesatzungen sicherten die Zu- und Abfahrten in der Straße, vor dem Haus postierten sich Uniformierte mit Hunden. Die beiden Angeklagten, der 19-jährige Lukas S. und sein 72-jähriger Großvater Leopold D., wurden von Justizwachebeamten vorgefahren. „Mei, der Poldl schaut aber schlecht aus“, entfuhr es einem Nachbar erstaunt, als D. – der die Anstiftung zum Mord bestreitet – aus dem Wagen stieg. Worte des Mitgefühls gab es hingegen für seinen geständigen Enkel: „Der arme Bua“.
Richterin Claudia Lechner betonte, dass am Tatort bis auf die Reinigung kaum etwas verändert worden sei. „Die Lampe war aber sicher nicht so hell wie damals“, kritisierte D. „Wer soll sie denn ausgewechselt haben?“, widersprach ihm die Richterin.
Der 72-Jährige sollte nachstellen, wie er im Oktober die Wohnung von der Kellertreppe aus betreten hatte. Es galt zu klären, warum er nicht gesehen hatte, dass seine Ehefrau, der Lukas S. mit einer Axt einen Teil des Schädels abgeschlagen hatte, tot ist. D. hatte damals die Polizei angerufen, sofort ein Alibi genannt und erst dann erklärt, dass eingebrochen worden und Renate D. bewusstlos sei. „Ich war vollkommen desparat“, rechtfertigte er sich.
Seine Schilderungen wichen am Montag wieder ein Stück von früheren Aussagen ab. Die Geschworenen hinterfragten seine Ausführungen deshalb auch mehrmals sehr kritisch. „Keine seiner Darstellungen lässt sich mit dem in Einklang bringen, was sich vermutlich tatsächlich abgespielt hat“, bezweifelte Peter Vogl, Anwalt des Enkels, die Glaubwürdigkeit des Großvaters. Der Prozess wird heute fortgesetzt.
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