„Mord war als Suizid getarnt“
Hat der 29-jährige Josef G. Ex-Freundin Sandra Reiter in der Nacht zum 23. Oktober 2012 in ihrer Wohnung in Auberg getötet – und die Leiche mit einem Glätteisen-Kabel um den Hals an die Badezimmertür gehängt? Oder hat sich die 26-Jährige auf die Weise umgebracht? Diese maßgeblichen Fragen müssen die Geschworenen eines am Freitag im Landesgericht Linz gestarteten Indizienprozesses beantworten.
Staatsanwalt Stefan Weilguni geht von einem als Suizid getarnten Mord aus. Das vermutete Motiv: Enttäuschte Liebe. G. soll sich wieder große Hoffnungen gemacht haben, die Schichtarbeiterin zurückzugewinnen. Doch die junge Frau soll ihm zwei Tage vor ihrem Tod erklärt haben, dass sie in einen anderen verliebt sei. Als G. die Ausweglosigkeit seiner Bemühung, die Beziehung neu aufflammen zu lassen, erkannt habe, soll er Reiter umgebracht haben. „Er hat sich gedacht, wenn ich sie nicht haben kann, soll sie keiner haben“, sagt Weilguni. Es gebe zahlreiche Indizien, die belegen, dass sie gewaltsam ums Leben gekommen sei.
Nachbarn etwa sollen in der Tatnacht Lärm wahrgenommen haben – es soll eine Auseinandersetzung stattgefunden haben. Ein Aufschrei und polternde Geräusche wurden registriert. Später soll vom Parkplatz ein Wagen fortgerast sein.
Die Tote hatte eine Motorradjacke an, deren Kragen aufgestellt war. Das Kabel des Glätteisens war an der Türschnalle befestigt. Sandra Reiters Gesäß hing nur wenige Zentimeter über dem Boden. „Sie hatte am ganzen Körper Hämatome – sie ist regelrecht durch den Fleischwolf gedreht worden“, betont Weilguni. Insgesamt 18 DNA-Spuren des Angeklagten seien auf diversen Stellen an Reiters Körper bzw. ihrer Kleidung sowie auf dem Glätteisen sichergestellt worden. Das Fazit des Staatsanwalts: „Nur G. kommt als Täter infrage, entlastende Indizien waren nicht zu finden.“
Alibi
Der 29-jährige Angeklagte behauptet, zum Tatzeitpunkt zu Hause in seinem Bett geschlafen zu haben. Sein Handy war nachweislich an diesem Ort eingeloggt. Rechtsanwalt Andreas Mauhart hält seinen Mandanten für unschuldig. „Einen tatsächlichen Beweis für die Tat gibt es nicht.“ In der Wohnung seien auch keine Kampfspuren gefunden worden und die Haustür sei von außen zweifach versperrt gewesen. „Es war Selbstmord – beide Schlüssel lagen in der Wohnung mit der Leiche.“ Die DNA-Spuren sollen nur indirekt übertragen worden sein: G. war vier Tage zuvor in Reiters Wohnung und hatte ihr Glätteisen angegriffen und auch ihr Handtuch benutzt. Der Prozess wird am 10. Mai fortgesetzt.
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