„Möchte auf keinen Einzigen verzichten“

„Möchte auf keinen Einzigen verzichten“
Es gibt immer mehr Spieler mit Migrationshintergrund. Die Fußballklubs haben eine hohe soziale Verantwortung.

Im Jahr 1992 flüchteten Zlatkos Eltern aus dem heutigen Serbien. Zlatko war damals fünf Jahre alt. Die Familie landete in Kärnten und fand in Kühnsdorf ein neues Zuhause. Heute ist Zlatko 24 Jahre alt und Fußballprofi. Vor Kurzem unterschrieb er einen Drei-Jahres-Vertrag bei Werder Bremen und zählt damit zu den bestverdienenden Kickern Österreichs.

Das Ausnahmetalent, das mit Nachnamen Junuzovic heißt, hat auch im ÖFB-Nationalteam ein Leiberl – genauso wie David Alaba, Aleksandar Dragovic, Ekrem Dag, Veli Kavlak, Yasin Pehlivan, Ümit Korkmaz und Marko Arnautovic. All diese Spieler haben eines gemeinsam: Sie sind Österreicher mit Migrationshintergrund.

Für Willi Ruttensteiner ist dieser Aspekt nebensächlich. „Ich mache keinen Unterschied zwischen einem Prödl und einem Junuzovic“, sagt der ÖFB-Sportdirektor im Gespräch mit dem KURIER. Für den gebürtigen Wolferner hat der Fußball im sozialen Bereich eine enorm wichtige Funktion. „Integration klappt bei uns perfekt“, betont Ruttensteiner. Der heimische Fußball könne heutzutage gar nicht mehr ohne die vielen Spieler mit ausländischen Wurzeln auskommen. Ruttensteiner: „Sie bringen viel Leidenschaft mit, ich möchte auf keinen einzigen dieser Straßenfußballer im besten Sinn verzichten.“

Heimstätte

„Möchte auf keinen Einzigen verzichten“

Kicker mit Migrationshintergrund gibt es aber nicht nur im ÖFB-Team. Auch in der Bundesliga (zum Beispiel Rieds Anel Hadzic) und im Amateurfußball sind immer mehr Spieler zu finden, die ihre Wurzeln in der Türkei oder in Ländern von Ex-Jugoslawien haben. „Für sie werden die Vereine zu einer Art Heimstätte. Dadurch funktioniert auch die Integration in die Gesellschaft besser“, sagt Willi Prechtl, der Präsident des oö. Verbandes (OÖFV).

Der Fußball übernehme eine ganz wichtige soziale Rolle. Bei der Feuerwehr oder Rettung gebe es laut Prechtl hingegen nur ganz wenige Migranten. Oberösterreichs oberster Fußballer betont aber auch, dass sich Kicker mit ausländischen Wurzeln genauso wie alle anderen Spieler im Team einordnen müssen. „Für sie gibt es keine Ausnahmen.“ Ein Gefälle gebe es noch zwischen Stadt und Land. Vereine in Ballungszentren wie Linz, Wels, Steyr oder Traun haben deutlich mehr fußballspielende Migranten als Vereine aus dem Inn- und Mühlviertel oder aus dem Ennstal.

Wertschätzung

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Die integrative Funktion des Fußballs sei ganz hoch zu bewerten, so Prechtl. Ein Beispiel aus der 2. Klasse Ost: Berker Cetins Eltern stammen aus der Türkei. Er selbst wurde ist Steyr geboren. Der 17-jährige Offensivspieler fühlt sich beim SK Amateure sehr wohl. Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. „Berker ist ein super Bursche“, sagt Sektionsleiter Sepp Gruber. Er spricht perfekt Deutsch, ist stets höflich und zuvorkommend, geht in die 3. Klasse der HTL und will später einmal studieren. „Fußball ist für mich das schönste Hobby. Ich spiele, seit ich klein bin“, erzählt der junge Spieler. Elmedin „Buzzo“ Dadic gehört beim SK Amateure schon zum lebenden Inventar.

Seit Jugendtagen spielt der 30-Jährige, der zu den größten Spaßmachern im Klub zählt, bei den Steyrern. Der Bosnier lebt seit mittlerweile 21 Jahren in Österreich. Um die rot-weiß-rote Staatsbürgerschaft hat er noch nie angesucht. „Weil es doch vollkommen egal ist, welchen Pass du hast. Es zählt einzig und allein nur der Mensch.“

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