Mit Laufrad über Staatsgrenze

Mit Laufrad über Staatsgrenze
Zweijähriger türmte aus Kindergarten und fuhr allein von Bayern nach Oberösterreich. Er wollte seine Omas besuchen.

Wir sind alle überglücklich, dass dem Christoph nichts passiert ist", sagt Großmutter Angela S. und seufzt erleichtert. Der Zweijährige hatte  am Donnerstag mit einer abenteuerlichen Aktion die ganze Familie, Polizisten aus Bayern und OÖ sowie die Betreuer seines Kindergartens in Atem gehalten.

Der kleine Christoph hatte sich am späten Vormittag unbemerkt auf sein Laufrad gesetzt und versucht, allein von Neuhaus am Inn (Bayern) zu Oma und Uroma nach Brunnenthal bei Schärding (OÖ) zu fahren. Da im Kindergarten aufgrund von Bauarbeiten eine Tür nur angelehnt war, konnte er entwischen und mehr als drei Kilometer bis in die Nachbarstadt Schärding fahren. Erst dort fiel der Bub einem Autolenker auf, der sofort reagierte, während andere Passanten den Zweijährigen nicht beachteten.

Auf der Straße

Mit Laufrad über Staatsgrenze

„Mir ist das komisch vorgekommen – ein Kind, das allein am Gehsteig unterwegs ist", erzählt der HTL-Lehrer Richard Lechner. Er hatte um 12.50 Uhr im Rückspiegel beobachtet, wie  Christoph die Straße überqueren wollte. Während ein anderer Lenker die Fahrbahn absicherte, brachte Lechner den Knirps in Sicherheit. „Ich hab` ihn gefragt, wie er heißt und wo er herkommt – er hat aber nur  ,ja` und ,nein` bzw. ,Mama` und ,Papa` gesagt und herumgedeutet." Er stellte Christoph auf den Beifahrersitz und fuhr langsam mit ihm die Straße entlang, in der Hoffnung, dass der Kleine sein Elternhaus erkennt. Doch der Versuch schlug fehl. Lechner brachte den Ausreißer zur Polizei Schärding.

„Wir haben überall nachgefragt, doch niemand kannte ihn", erzählt Inspektor Josef Bauer. Die Beamten versuchten dem Findling die Wartezeit so angenehm wie möglich zu machen. „Wir haben ihn mit Getränken und einem Apfel versorgt – und ihm Zeichentrickfilme vorgespielt, bis er eingeschlafen ist." Um 14.45 Uhr war  das Rätsel gelöst. Passauer Kollegen, die von dem unbekannten Kind erfuhren, kamen mit den Eltern zur Dienststelle. „Es hat eine große Umarmung gegeben", erzählt Mutter Anja S.

Die Familie fuhr dann zu Uroma Maria F., wo der Kleine Pommes serviert bekam: „Wir haben noch gespielt, und der Christoph war wie immer – er hat das Abenteuer gut überstanden." Auch Mutter Anja glaubt nicht, dass er in irgendeiner Weise traumatisiert sei: „Er  hat ruhig geschlafen und wollte heute wieder in den Kindergarten."

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