Mit Kiffen zur Schizophrenie
Völlig entspannt und nie aggressiv, so stellte man sich lange Zeit den Klischee-Kiffer vor. Bis vor wenigen Jahren galt die weiche Droge Cannabis als harmlos. Die Ergebnisse aktueller wissenschaftlicher Tests führten aber zu einem Umdenkprozess. So ungefährlich, wie einst dargestellt, ist das beliebteste aller illegalen Rauschmittel doch nicht.
Studien belegen, dass die diversen Rauschmittel aus der Hanfpflanze in die Abhängigkeit führen und emotionale Sinneseindrücke intensivieren können. Bei jungen Menschen, die oft „etwas rauchen“, erhöht sich sogar das Risiko für Psychosen – bis hin zur Schizophrenie.
Negative Auswirkungen hatte der exzessive und langjährige Cannabiskonsum etwa bei Klaus H. Dem 30-Jährigen wurde in der Vorwoche im Landesgericht Linz ein Prozess wegen Mordes an einem Mitbewohner in einer Sozialeinrichtung in Schönau gemacht. Der an Schizophrenie erkrankte Mann, der in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen wurde, soll bereits im Alter von 14 angefangen haben, regelmäßig Cannabis zu konsumieren.
„Bis zum 17. Lebensjahr war er unauffällig, dann gab es einen abrupten Knick im Lebenslauf“, stellte Psychiaterin Heidi Kastner fest. Cannabis dürfte sein Leiden forciert haben. Durch Rauchen des Rauschmittels dürfte die Krankheit drei bis vier Jahre früher zum Ausbruch gekommen sein. H. wurde beinahe jährlich in das Wagner-Jauregg-Spital nach Linz eingewiesen. Doch bei der Behandlung gab es keinen Durchbruch, weil er sich an die Auflage, abstinent zu bleiben, nicht gehalten haben soll. „Die Einnahme von Cannabis bewirkt, dass psychotische Menschen noch psychotischer werden“, begründete Kastner.
Risiko
Auch Drogenexperte Rainer Schmidbauer vom Institut für Suchtprävention der pro mente hält die chronische Hingabe zu der Pflanze mit den markanten Blättern für nicht völlig ungefährlich. „Wenn eine latente Psychose in einem schlummert, besteht bei starkem Konsum das Risiko, dass sie ausbricht.“ Bei Personen, die keine Anlage in sich tragen, sei die Gefahr gering. „Das Problem ist, dass man nicht weiß, ob die Schizophrenie latent in einem schlummert.“
Seit einigen Jahren taucht auf dem Markt vermehrt chemisch hochgezüchtetes Marihuana mit starken Werten des Wirkstoffs THC auf, das Haschisch immer ähnlicher wird. Viele Experten verdächtigen diese manipulierten Produkte, dass sie den Ausbruch von Psychosen beschleunigen. Schmidbauer beschwichtigt jedoch. Es sei nicht nachzuweisen, dass das höher konzentrierte Gras bei mehr Menschen Psychosen auslöst. „Ein Zusammenhang ist statistisch derzeit nicht belegt. “
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
Kommentare