„Meine kleine große Welt“
Während seiner 25-jährigen Journalistenlaufbahn hatte der ehemalige KURIER-Außenpolitik-Chef Heinz Nußbaumer die wichtigsten Persönlichkeiten des Weltgeschehens gegenüber sitzen. Viele denkwürdige Anekdoten kann er berichten. Den libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi etwa traf er in einem Zelt. „Er war voll Herzlichkeit mir gegenüber und gab mir für meine Kinder Orangen mit. Auf der anderen Seite war da das Wissen um die völlig entgrenzte Gewalt.“
Im wichtigsten Machtzentrum der Welt, im Oval Office in Washington D.C., interviewte Nußbaumer US-Präsidenten Ronald Reagan und erlebte beim Rausgehen die große Ernüchterung, denn kein Wort daraus durfte erscheinen. „Der Sprecher gab mir ein Kuvert, worin sich die angeblichen Fragen und Antworten befanden.“ Ebenso kurios war ein Treffen mit einem israelischen Ministerpräsidenten in dessen Auto. „Wie ich ausgestiegen bin, war nichts am Tonband.“ Bis heute ist der Publizist überzeugt, der mitfahrende Agent des Geheimdiensts habe den Inhalt des Interviews gelöscht.
Berührend
Auch Zäsuren der Geschichte erlebte er persönlich mit. Zu den berührendsten Ereignissen zählt für Nußbaumer zweifellos der Besuch des ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat 1977 in Israel. „Das war das einzige Mal in meinem Leben, dass sich Feinde in den Armen lagen. Als er die Barriere der Herzen durchbrach und in Tel Aviv landete, heulten selbst die abgebrühtesten Journalisten“, berichtet der Nahost-Kenner.
Nußbaumer zählte auch zu den ersten Personen aus dem Westen, die 1979 nach langer Zeit tibetischen Boden betreten durften. Im selben Jahr besuchte er den Dalai Lama in einem Schweizer Kloster und zeigte ihm Bilder von der Reise in die Hauptstadt Lhasa. Seitdem verbindet den katholischen Publizisten mit dem geistigen Oberhaupt der Tibeter eine persönliche Bekanntschaft.
Dem vorausgegangen war sechseinhalb Jahre zuvor ein Treffen mit dem damaligen Regierungschef Chinas, Tschou En-lai. „In einem drei Stunden langen Gespräch habe ich ihm von Österreichern in Tibet berichtet.“ Er erzählte dem Führer der Kommunistischen Partei von Pater Johann Grueber, der im 17. Jahrhundert zu Fuß ins Hochland ging, und von den Bergsteigern Heinrich Harrer und Peter Aufschnaiter, die auf den Dalai Lama trafen. „Dabei äußerte ich den Wunsch, dass ich gerne der erste Österreicher wäre, der nach der Kulturrevolution nach Tibet reist.“
Außergewöhnlich
Wer mehr über die Begegnungen des weit gereisten Journalisten erfahren möchte, sollte am Dienstag, dem 21. August (ab 19.30 Uhr), ins Lehartheater Bad Ischl kommen. Dort steht Nußbaumer mit seinem Freund Hubert von Goisern bei einer Benefizveranstaltung für das SOS Kinderdorf unter dem Motto „Zwei Freunde – ein Anliegen“ auf der Bühne.
Außergewöhnlich Der renommierte Sachbuchautor liest aus seinem Bestseller „Meine kleine große Welt“, in dem er seine Erfahrungen und Begegnungen als Globetrotter niedergeschrieben hat, während Hubert von Goisern für exotische Zwischentöne mit Instrumenten aus aller Welt sorgt. „Der Reiz liegt darin, dass man meinen könnte, wir haben nichts miteinander zu tun“, verspricht Nußbaumer einen außergewöhnlichen Abend.
INFO: Karten für den Benefizabend mit Heinz Nußbaumer und Hubert von Goisern gibt im es Lehartheater unter 06132/27323.
Lebenslauf
Heinz Nußbaumer arbeitete Anfang der 1960er-Jahre als Pressereferent des damaligen Salzburger Landeshauptmanns Josef Klaus. Danach wurde er Redakteur bei der Salzburger Volkszeitung.1966 wechselte er zum KURIER. Von 1971 bis 1989 leitete er das Außenpolitik-Ressort. Österreichische Diplomaten und Politiker, unter anderem Bruno Kreisky, nutzen seine Verbindungen zu den Machthabern im Nahen Osten, um vertrauliche Kontakte herzustellen. Danach arbeitete er bis 1999 als Pressesprecher der Bundespräsidenten Waldheim und Klestil.
Der Publizist war zwischen 2001 und 2008 als Moderator der ORF-Sendung „philosophicum“. Seit 2002 ist Nußbaumer Vorstandsvorsitzender des SOS-Kinderdorfs in Hinterbrühl, Niederösterreich. Außerdem ist er Herausgeber der Wochenzeitung Die Furche. Für seine Interviews und Reportagen wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Menschenrechts-Preis“.
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