"Mein Vertrauen in die Polizei war erschüttert"
KURIER: Herr Ruzowitzky, wie konnte es dazu kommen, dass sich eine Truppe gewaltbereiter Rechtsextremer in Ihrem Haus eingenistet hat?
Erich Ruzowitzky: Ich habe nicht geahnt, was das für Menschen sind und was sie anstellen. Es waren drei junge Männer, an die ich den 600 Quadratmeter großen Haustrakt samt Garten zu Wohnzwecken vermietet habe. Von der Gründung eines Neonazi-Klubs war natürlich keine Rede. Das Auftreten dieser Leute war – zumindest am Anfang – ganz normal, sie haben sich sehr bemüht, nicht aufzufallen. Auch in der Gemeinde hat keiner mitgekriegt, dass bei denen etwas nicht stimmt.
Wann und wie haben Sie Verdacht geschöpft, dass die Mieter möglicherweise doch nicht so ehrenwert sind wie zunächst angenommen?
Das dürfte im Sommer 2010 der Fall gewesen sein. Ich hab’ schwarz gekleidete Gestalten um mein Haus schleichen gesehen und bin ziemlich erschrocken – bis ich erkannt habe, dass das Polizisten sind. Die haben eine Razzia durchgeführt, wollten mich darüber aber nicht informieren und mir nicht sagen, was es mit meinen Mietern auf sich hat. Erst aus den Medien und vom Mauthausen Komitee hab’ ich erfahren, dass sich bei mir ein rechtsextremer Verein angesiedelt hat.
Haben Sie versucht, etwas dagegen zu tun?
Ich hab’ meine Mieter zur Rede gestellt und ihnen gesagt, dass ich so etwas nicht toleriere. Sie haben aber nicht mit sich reden lassen. Mir ist aufgefallen, dass sie immer viel Besuch gehabt haben – da waren Autos mit Passauer und Schärdinger Kennzeichen darunter. Diese Fremden waren ziemlich ungute Typen, die richtig gefährlich ausgeschaut haben. Ich hab’ dann einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der prüfen sollte, wie ich meine Mieter loswerden kann. Doch gegen das Mieterschutzgesetz kann man nicht viel ausrichten. Der Vertrag war auf fünf Jahre ausgelegt, mein Anwalt hat mir schließlich geraten, dass ich die restliche Zeit irgendwie durchtauchen soll.
Meine Familie war in großer Sorge um mich und hat mich gebeten, dass ich lieber keinen offenen Konflikt heraufbeschwören sollte. Von der Exekutive habe ich mich in der Sache ziemlich allein gelassen gefühlt.
Warum das?
Es gab mehrere Razzien im Haus, bei denen die Polizei nicht viel gefunden hat. Die Mieter haben mir dann auch zu verstehen gegeben, dass sie mit der Exekutive unter einer Decke stecken und dort Freunde haben. Sie haben behauptet, dass sie Tage vorher immer schon gewusst haben, wenn eine Hausdurchsuchung stattfindet. Das hat mein Vertrauen in die Polizei immens erschüttert.
Der rechtsextreme Spuk scheint vorbei zu sein. Können Sie wieder ein normales Leben führen?
Ich hoffe sehr, dass die Leute bald vor Gericht gestellt und abgeurteilt werden. Allerdings habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich daran denke, was ist, wenn diese Typen wieder aus der Haft entlassen werden. Die Mütter meiner Ex-Mieter haben mich schon als widerlichen Menschen bezeichnet, weil ich angeblich schlecht über ihre Söhne rede.
Fotos: www.picturenews.at
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