Mehr Geld, weniger Arbeit: Ärzte pochen auf "marktkonforme Bedingungen"

Demo: SPÖ-Gesundheitssprecherin Röper-Kelmayr (Bildmitte, vorne) begrüßte die Spitalsbetriebsräte am Montag vor dem Linzer Landhaus.
Ärztekammer sieht Politik in der Pflicht. Landeshauptmann lässt sich nicht in dieKarten schauen.

Jene EU-Richtlinie, die ab 1. Jänner eine Senkung der Ärztearbeitszeit von maximal 72 auf durchschnittlich 48 Stunden pro Woche vorsieht, stellt die heimische Krankenhaus-Landschaft vor eine Herausforderung. Während die Spitalsärzte in Kärnten eine 30-prozentige Erhöhung des Grundgehalts fordern und sogar mit Streik drohen, steht man in Oberösterreich erst am Beginn der Verhandlungen.

Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser ist vor den Gesprächen mit Vertretern von Land, Städten, Gemeinde und Krankenhausträgern selbstbewusst: "Es gibt einen dramatischen Ärztemangel in ganz Europa. Die Politik ist gefordert, marktkonforme Bedingungen zu schaffen."

Bereits vor einigen Wochen hat die Ärztekammer ihre Vorstellungen bei Gesundheitsreferent Josef Pühringer (ÖVP) deponiert. Unter anderem geht es um höhere Gehälter, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Bürokratieabbau.

Ob er wie die Kollegen in Wien oder Kärnten 30 Prozent mehr Grundgehalt einfordert, will Niedermoser nicht verraten. Nur soviel: "Oberösterreich wird sich nicht von anderen Bundesländern abkoppeln können."

Auch der Gesundheitsreferent hält sich bedeckt: Die Lösung müsse jedenfalls auch finanzierbar sein.

Ist die Forderung der Spitalsärzte nach mehr Geld für weniger Arbeit nicht vermessen? "Nein, denn bisher waren viele Kollegen finanziell von Überstunden und Nachtdiensten abhängig, die mit dem neuen Arbeitszeitgesetz weniger werden", sagt Julia Röper-Kelmayr, SPÖ-Gesundheitssprecherin und Oberärztin im Linz AKh.

Auch wenn das neue Gesetz mit Jahreswechsel gilt, gibt es eine Hintertür: Jeder Arzt kann selbst entscheiden, ob für einen befristeten Zeitraum bis spätestens 2021 länger länger arbeiten will als 48 Stunden pro Woche (Opt-out). Die Ärztekammer rät allerdings davon ab, unter den derzeitigen Bedingungen zu unterschreiben.

Wirbel

Einen Vorgeschmack auf politische Scharmützel zur Causa gab eine Demo der Spitalsbetriebsräte am Montag. Die Chefs aller Landtagsparteien waren eingeladen , doch nur SPÖ-Vertreterin Röper-Kelmayr erschien – was die Gewerkschaft in ihrer Aussendung vermerkte. Grünen-Gesundheitssprecherin Ulrike Schwarz zeigte sich tags darauf verärgert "Bis jetzt ist bei uns keine Einladung aufgetaucht." Grünen-Gewerkschafter Martin Gstöttner sprach von einem "Eklat" und "Wahlkampf-Populismus".

Kommentare