Mega-Baustelle: Steyrer fürchten monatelanges Verkehrschaos

Mega-Baustelle: Steyrer fürchten monatelanges Verkehrschaos
Der vierspurige Ausbau ist fix. Bagger rollen im März an - trotz 6000 Protest-Unterschriften.

Maria Schiller lebt seit mehr als 48 Jahren in einer Drei-Zimmer-Wohnung, die direkt am sogenannten Taborknoten in Steyr liegt, den täglich 36.000 Fahrzeuge passieren. „Jetzt ist es schon schlimm. In Zukunft werde ich aber wohl überhaupt nicht mehr aus dem Haus gehen können“, befürchtet die 77-Jährige.

Schillers Sorgen haben einen Grund: Der Verkehrsknotenpunkt wird heuer vierspurig ausgebaut. Fast 30 Jahre lang wurde über dieses Megaprojekt diskutiert, immer wieder landeten die Pläne in der Schublade. Anfang März rollen nun aber laut zuständigem Landesrat Franz Hiesl (ÖVP) die ersten Bagger an.

5,3 Millionen Euro

Mega-Baustelle: Steyrer fürchten monatelanges Verkehrschaos
„Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viele Autos und Lastwagen nach der Umgestaltung hier unterwegs sein werden“, sagt Wilhelm Schedlberger, der eine Tabak-Trafik an der stark befahrenen Straße führt. Auch Apotheker Klaus Reitter ist ein vehementer Gegner des vierspurigen Ausbaus. „Ein Linksabbiegen zum Ärztehaus, wo auch mein Geschäft ist, wird dann nicht mehr möglich sein“, ärgert sich Reitter, der rund 6000 Unterschriften gegen das 5,3 Millionen teure Taborknoten-Projekt gesammelt hat – vergeblich.
Mega-Baustelle: Steyrer fürchten monatelanges Verkehrschaos
„Der Bau ist nicht mehr zu stoppen. Bis Ende Februar werden die letzten Grundeinlöseverhandlungen so gut wie abgeschlossen sein“, bestätigt Gerald Hackl, Steyrs Bürgermeister. Das Projekt wird in drei Teilen umgesetzt, wobei in jeder Bauphase der jeweilige Straßenabschnitt des Knotens zur Gänze für den Verkehr gesperrt wird. „Das wird ein monatelanges Chaos. Und was soll danach besser werden?“, fragt sich Schedlberger.

T-Kreuzung

Landesrat Hiesl versucht zu beschwichtigen. „Wir unternehmen alles, um die Sache möglichst reibungslos abzuwickeln – trotz der Baustelle.“

Auch Hackl betont: „Eine andere Variante mit Teilsperren hätte doppelt so lange gedauert. Das will schließlich auch niemand.“ Der neue, vierspurige Taborknoten soll eine zentrale T-Kreuzung erhalten – und keinen Kreisverkehr. Apotheker Reitter: „Völlig unverständlich. Bei der Nordspange in Steyr hat es zuerst auch eine T-Kreuzung gegeben. Die wurde dann um zwei Millionen Euro in einen Kreisverkehr umgebaut, weil es einfach zu viele Unfälle gegeben hat.“

Reitter gibt sich nicht geschlagen. Er plant am Taborknoten kurz vor Baubeginn eine Menschenkette, die den Verkehr für mehrere Stunden zum Stillstand bringen soll. „Die Politiker müssen einsehen, dass es viele Bürger gibt, die sich nicht alles gefallen lassen.“

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