Hinauswirken in die Gesellschaft

Hinauswirken in die Gesellschaft
Martin Rummel ist neuer Rektor der Bruckneruni Linz. Er hat viele Pläne für Lehre, Forschung und Außenwirkung

Er begann als 8-Jähriger am damaligen Brucknerkonservatorium zu studieren, knapp vor der Matura gewann er seinen ersten Wettbewerb am Cello. Danach ging es für Martin Rummel in die weite Musikwelt. Nach Stationen unter anderem in Deutschland, Neuseeland und der Schweiz, schließt sich nun der Kreis. Der 47-Jährige ist seit 1. Oktober Rektor der Bruckneruni in Linz.

KURIER: Herr Rummel, willkommen zurück! Wie fühlt es sich an, wieder in Linz zu sein und zu leben?

Martin Rummel: Gut, ich bin auf dem schönsten Arbeitsplatz von Linz gelandet. Ich habe diesem Ort viel zu verdanken, habe die Entwicklung des Hauses aus der Ferne beobachtet. Wir haben den akademischen Vollausbau erreicht, das muss so eine junge Uni erstmal schaffen. Ich darf nun meine Erfahrungen einbringen, das ist eine schöne Aufgabe für die kommenden Jahre.

Am 4. November steht Ihre Inauguration (feierliche Einsetzung, Anm.) an: Beschreiben Sie doch bitte, welche Aufgaben ein Rektor hat und was er macht.

Es ist eine Hybridrolle aus 100 Prozent Service für die Universität mit einer gewissen Richtlinien-Kompetenz. Einerseits ist man eingebettet in eine Maschinerie, die läuft, andererseits kann man gestalterisch mitwirken. Das zieht sich durch alle Bereiche, durch die akademische Weiterentwicklung, durch die Außenbeziehungen bis hin zu den tagtäglichen Mühen. Man muss wahnsinnig viele Bälle in der Luft halten können. Hier gehen 1200 Leute ein und aus. Es muss mir gelingen, dass alle zu ihrer bestmöglichen Form auflaufen. Es haben ja nur jene Entscheidungen einen Sinn, die dann im Haus mitgetragen und fortentwickelt werden.

Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen? Gibt es aktuell Baustellen?

Baustellen gibt es immer, an jedem Haus. Das sind zum Teil langweilige Alltagsthemen. Wir brauchen zum Beispiel ein gutes, funktionierendes Qualitätsmanagement. Wenn das gut gemacht ist, ist es eine unglaubliche Stütze in der Entwicklung – belastbare Daten ständig für alles zu haben. Wir müssen uns über Nachhaltigkeit Gedanken, einerseits über die Ressourcen, das ist offensichtlich. Aber auch über die Nachhaltigkeit der Lehre: Was wirkt in die Gesellschaft hinein? Das ist eine große Verantwortung. Wir beschließen, welches Wissen wir der kommenden Generation mitgeben. Wir haben seit 250 Jahren nur hinzugefügt, das kann kein junger Mensch mehr lernen. Da ist jetzt die Frage: Wie ersetzen wir Quantität durch Qualität? Davon, dass die handwerklichen Fähigkeiten, etwa bei Musikerinnen und Musikern, sitzen, gehe ich aus.

Wann bekommt ein Künstler, eine Künstlerin Ihre Aufmerksamkeit?

Mein Wohlwollen haben alle Leute, die sich künstlerisch betätigen. Meine Aufmerksamkeit bekommt, wer sich wirklich mit den Inhalten beschäftigt. Es geht in der Kunst nie um schneller, höher, weiter: Wenn mich das interessiert, gehe ich in den Zirkus. Kunst muss so passieren, dass die Leute rausgehen und darüber nachdenken, was sie soeben erlebt haben. Berieselung kann jeder bis zum Umfallen haben. Wir brauchen keinen Personenkult, sondern dass der Inhalt die Form bestimmt.

Viele Menschen wissen gar nicht, dass es an der Bruckneruni viele öffentliche Veranstaltungen gibt.

Es ist eine Pflicht, dass wir öffentlich machen, was hier passiert und dass wir die Leute einladen. Es wäre toll, wenn wir kommunizieren könnten, dass wir beinahe jeden Tag Veranstaltungen haben, die man ungezwungen besuchen kann. Alles, was wir im Rahmen der Forschung und Lehre hier produzieren, muss für die Öffentlichkeit gratis zugänglich sein. Die Frage ist: Wie erreichen wir Interessierte?

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