„Man entkommt hier dem Fußball nicht“

„Man entkommt hier dem Fußball nicht“
Der Puchenauer Harald Löffler lebt seit 20 Jahren als Anwalt in Manchester. Und er ist österreichischer Honorarkonsul. Von Gerhard Marschall.

Er sei nicht unbedingt der eingefleischteste Fan, gesteht Harald Löffler. „Wenn man allerdings in Manchester lebt, kommt man um das Thema nicht herum. Die täglichen Diskussionen und der Smalltalk drehen sich oft um Fußball.“ Er wolle sich dem auch dem auch gar nicht entziehen, schließlich sei er seit fast 20 Jahren hier. Und das gerne.

Anwaltskanzlei mit 2500 Mitarbeitern

Harald Löffler, gebürtiger Linzer, ist in Puchenau aufgewachsen. Nach dem Jus-Studium an der Kepler-Universität ist er nach England aufgebrochen, um das Rechtssystem von Großbritannien zu studieren. „Und dann bin ich sozusagen hier hängengeblieben“, erzählt Löffler. Er hat die Anwaltskarriere eingeschlagen und arbeitet heute für DAC Beachcroft, eine Kanzlei mit rund 2.500 Mitarbeitern an zehn Standorten in England und weiteren Niederlassungen im Ausland. Seit 2016 ist Löffler Österreichischer Honorarkonsul in der Stadt im Nordwesten Englands.

Manchester blüht auf

Der 46-jährige Wahlbrite vergleicht Manchester mit Linz. Die Stadt sei industriell geprägt, entwickle sich aber dynamisch in eine moderne Richtung. Nach dem Niedergang der Textil- und Schwerindustrie musste sich Manchester wirtschaftlich neu erfinden. Heute dominierten in der Universitätsstadt neben der Finanzwirtschaft forschungsintensive Betriebe, etwa in den Bereichen Biotechnologie und Umwelttechnik. Dazu kommen viele Start-ups im IT-Sektor und zunehmend Tourismus. Manchester boomt und ist die am schnellsten wachsende Stadt Europas, weiß Löffler und beschreibt die rasante Bautätigkeit: „Wenn ich aus meinen Bürofenster schaue, sehe ich auf Anhieb fünf, sechs, sieben Kräne.“

Großraum mit drei Millionen Einwohnern

Die Stadt selbst hat gut 500.000 Einwohner, im gesamten Großraum sind es an die drei Millionen. Dennoch sei Manchester besser überschaubar und weniger hektisch als die Metropole London, die nur zwei Zugstunden entfernt ist. Das üppige Kulturangebot dort lasse sich somit gut nutzen. Aber auch Manchester habe kulturell einiges zu bieten. Alles in allem lebe es sich gut hier, das gesellschaftliche Klima sei sehr aufgeschlossen, tolerant und weltoffen, sagt Löffler. „Auch wenn man das vielleicht aufgrund der Brexit-Debatte nicht vermutet.“ Und dann ist klarweise Fußball ein wesentlicher Bestandteil der Stadt, die sich diesbezüglich in zwei Lager aufteilt: in die Roten und die Blau-Weißen, United und City.

Legende Alex Ferguson

Löfflers Kanzlei hat Dauerkarten bei United, weshalb er immer wieder Mandanten in das Stadion begleitet. Und selbst einer, der kein hartgesottener Fußballfan ist, kommt ins Schwärmen, wenn er über Old Trafford spricht. Die Nähe zum Spielgeschehen, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Fans, die Unterstützung der Mannschaft – alles das sei einzigartig, „Ich hatte das große Glück, zufällig Karten für das Abschiedsspiel von Alex Ferguson zu haben“, erzählt Löffler: „Da war die Atmosphäre noch um einige Grade intensiver.“ Ferguson war 27 Jahre Coach, unter seiner Regie gewann United alles in allem 38 nationale und internationale Titel. Vor dem Stadion erinnert eine Bronzestatue an ihn, auch trägt die größte Tribüne den Namen der Klublegende.

Wuhan Partnerstadt von Manchester

Übrigens: Eine der Partnerstädte von Manchester ist Wuhan in China, von wo das Coronavirus seine Welteroberungstour angetreten hat und dem jetzt das Gastspiel des LASK in Old Trafford zum Opfer fällt. Honorarkonsul Löffler und Botschafter Michael Zimmerwären gekommen, um den Linzern nach dem 0:5 auf der Gugl beim ehrenvollen Abschied aus der Europa league im ehrwürdigen Old Trafford beizustehen.

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