Schwarz-grünes Familienduell
Freudensprünge vom Papa hat’s nicht direkt gegeben", erinnert sich Severin Mair. Als der 22-Jährige seinem Vater unterbreitete, dass ihn die ÖVP zum Bürgermeisterkandidaten für Eferding auserkoren hat, habe ihm dieser abgeraten, anzutreten. "Aber ich habe mir gedacht, warum nicht? Wenn ich das nicht gemacht hätte, hätte ich es vielleicht irgendwann bereut."
Nun heißt es im Hause Mair Vater gegen Sohn. Zumindest bei den Wahlen am 27. September. Denn Karl Mair-Kastner (56) ist Fraktionsobmann der Grünen im Eferdinger Gemeinderat und ebenfalls Bürgermeisterkandidat. Dass sein Sohn zu den Schwarzen gegangen ist, kann der studierte Theologe und Krankenhausseelsorger verzeihen, auch wenn es Weltanschauungsunterschiede gibt: "Der Leistungsbegriff der ÖVP ist mir zu kapitalistisch. Es lässt sich nicht alles auf das Geld reduzieren, besonders wenn es um Leistungen in Beziehungen geht. Auch die ungerechte Steuerpolitik ist ein Manko. Da wird der Mittelstand vorgeschoben. Dabei hat nur eine kleine Gruppe irrsinnig viel Besitz und die anderen darben. Das hat mich schon als Jugendlicher von der ÖVP entfremdet."
Sohn Severin, der noch im Haus der Eltern wohnt, räumt ein, dass er konservativer sei als sein Vater: "Der Papa hat eher eine bürgerlich-grüne Einstellung. Ich bin mit grüner Politik aufgewachsen. Als ich dann auf die Uni gekommen bin, war ich auf einmal mit einer deftigeren grünen Ideologie konfrontiert. Da war mir klar, damit will ich nichts zu tun haben. Bei der Gras (Grüne und Alternative Studenten, Anm.) geht das ja sogar ein bisschen ins Kommunistische."
Gemeinsam mit Gleichgesinnten reaktivierte der Jus-Student die Junge ÖVP in Eferding und wurde deren Obmann. Vor einem Jahr trug dann die Stadtpartei den Vorschlag an Severin heran, er möge doch für das Bürgermeisteramt kandidieren. "Ich war damals perplex. Heute bin ich froh, dass ich zugesagt habe."
Vorbild Sebastian Kurz
Als eines seiner Vorbilder nennt der 22-Jährige Sebastian Kurz:"Er hat als Außenminister viel Sachlichkeit ins Thema Integration gebracht. Und jetzt beweist er als Außenminister, dass er diplomatisches Gespür hat." Da kann auch der Grüne Vater beipflichten: "Sebastian Kurz ist für mich eine große politische Zukunftshoffnung."
Das Zeug, als Politiker Karriere zu machen, hat wohl auch Severin Mair. "Er ist ein guter Netzwerker, ist sehr kommunikativ. Ich traue ihm viel zu", sagt Karl-Mair-Kastner. Gleichzeitig schwingt väterliche Sorge mit: "Severin sollte auch seine Jugend genießen. Jetzt beteuern alle, dass sie ihn unterstützen. Aber in schwierigen Situationen wird er Rückhalt brauchen. Ich möchte nicht, dass er zerrieben wird."
Der Sohn ist da viel unbeschwerter: "Ich habe nichts zu verlieren", für mich ist jede Stimme ein Gewinn. Dabei stapelt der 22-Jährige tief, denn das derzeit rote Eferding könnte nach der Wahl durchaus wieder Schwarz werden. "Die ÖVP ist gut aufgestellt. Eine Bürgermeister-Stichwahl ist sehr wahrscheinlich", meint der Vater. Nachsatz: "Am besten wäre es, wir kommen beide in die Stichwahl und ich werde Bürgermeister."
Den Wahlkampf tragen die Mairs sogar am eigenen Gartenzaun aus: Dort hängen Plakate von Vater und Sohn. "Viele Grüne Freunde sagen, es ist toll, dass sich mein Sohn engagiert", sagt Karl Mair-Kastner. Und wie sieht man das Familienduell in der ÖVP? "Manche fragen mich, ob ich schon enterbt worden bin oder daheim hinausfliege. Aber im Endeffekt schätzen sie meinen Papa als konstruktiven Kommunalpolitiker", sagt Severin. Da wundert es nicht, dass beide Mairs auf Landesebene eine Fortsetzung der schwarz-grünen Regierungszusammenarbeit befürworten.
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