Mailand, London, Linz
Christiana Dolezal ist als Vizebürgermeisterin der Stadt Linz unter anderem für den Sport zuständig. Im Interview mit dem KURIER sprach die 60-jährige SPÖ-Politikerin und promovierte Medizinerin über die im heurigen Sommer zu Ende gehende Renovierung des Gugl-Stadions, den krisengeschüttelten LASK und die Ausbaupläne für die Eishalle.
KURIER: Frau Vizebürgermeister, es geistern so viele Zahlen herum. Wie viel kostet jetzt die Renovierung des Gugl-Stadions tatsächlich?
Christiana Dolezal: Der Finanzrahmen ist sehr eng. Es kostet genauso viel, wie es im Gemeinderat 2007 beschlossen wurde, also 24,7 Millionen Euro. Zusätzlich Indexsteigerung und zehn Prozent für Unvorhergesehenes.
Das heißt, es wird letztendlich um die 30 Millionen Euro ausmachen, oder?
Ja, auf diese Summe kommt es. Wir sind gerade beim Fertigstellen.
Und was ist mit den Flutlichtmasten? Die müssen aus Sicherheitsgründen jetzt ausgetauscht werden. Das kostet nochmals 420.000 Euro.
Uns bleibt nichts anderes übrig, als die neuen Euro-Normen zu erfüllen. Wir von der Stadt Linz können uns nicht darüber hinwegsetzen. Die Schwingung der aktuellen Masten ist zu groß. Wir müssen aber auch die Schweinwerfer erneuern. Das will die UEFA so. Es gibt halt immer wieder neue Vorschriften. Das ist nicht nur bei Sportbauten der Fall.
In St. Pölten wurde ein komplett neues Stadion gebaut – um 25 Millionen Euro. Wäre das in Linz nicht möglich gewesen?
Die Kapazität des St. Pöltner Stadions ist auch dementsprechend geringer. Dort haben um die Hälfte weniger Leute Platz als in Linz.
Trotzdem: Wäre ein neues Linzer Stadion nicht besser gewesen als die teure Renovierung des Gugl-Ovals, wo es noch dazu überhaupt keine Parkplätze gibt?
Man kommt wieder davon ab, Stadien weiter außerhalb der Stadt zu bauen. Faro in Portugal ist da ein Beispiel. Die sind unglücklich, weil sie es gemacht haben. Da staut es sich an Spieltagen regelmäßig von der Stadt hinaus zum Stadion. Nehmen wir Wien her, oder Mailand. Da gibt es auch nur wenige Parkplätze. Oder London, das Stadion von Tottenham. Da fahren die Fans ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin. Ich war mit meinem Mann dort, der ist ein großer Tottenham-Fan. Ich habe also selbst erlebt, wie das dort abläuft.
Die öffentlichen Verkehrsmittel in London sind aber auch besser aufgestellt als jene in Linz?
Nein, vom Linzer Hauptbahnhof bin ich zu Fuß in 15 Minuten beim Stadion. Es fahren außerdem Busse, die direkt auf der Gugl halten. In Wien muss man ja auch ein Stückerl von der U-Bahn zum Happel-Stadion zu Fuß gehen. Ich bin überzeugt davon, dass der Standort auf der Gugl ein guter ist. Ich finde es im Sinne des Umweltgedankens positiv, wenn es nicht allzu viele Parkplätze für Autos gibt.
Fußballfans beklagen, dass im Linzer Stadion die Atmosphäre fehlt – wegen der Laufbahn?
Wir brauchen in Linz nicht nur ein Stadion für Fußball, sondern auch eines für Leichtathletik und für Open-Air-Konzerte. Die Laufbahn ist eine optische Barriere, gut. Ich finde aber, dass sie bei Fußballspielen nicht stört. Die Fans sind auch so nahe genug am Geschehen.
Das Leichtathletik-Meeting feiert heuer im August seine Auferstehung – unter dem Namen Gugl Games. Das wird Sie freuen, oder?
Ja, natürlich. Wir haben eine längere Pause gehabt, die ist jetzt zu Ende. Und das ist gut so. Denn da zeigt sich unser Stadion wieder von seiner Leichtathletikseite. Noch einmal: Der Gugl-Standort ist gut. Wir haben hier schließlich neben dem Stadion auch die Arena, den Olympiastützpunkt und das Landessportbüro. Das alles zusammen ergibt ein tolles Sportzentrum.
Sollte der LASK keine Lizenz bekommen, und es schaut ganz danach aus, dann darf der Fußballklub laut Vertrag mit der Stadt nicht mehr im Gugl-Stadion spielen. Richtig?
Der LASK ist eine Marke, der Verein gehört zu Linz. Es wäre eine Katastrophe, müsste der LASK in der Regionalliga spielen. Wenn der Klub wirklich keine Lizenz bekommen würde, müssen wir mit den Verantwortlichen eine Lösung finden, was die Benützung des Stadions betrifft. Der LASK muss seine Heimspiele irgendwo austragen, er hat ja keine Heimstätte, da muss man ihm schon helfen. Dabei war die abgelaufene Saison in der Ersten Liga sehr positiv für Linz. Die Rivalität zwischen dem LASK und Blau-Weiß hat das Ganze belebt.
Blau-Weiß träumt auch von einem eigenen Stadion, in dem 3000 Zuschauer Platz finden. Daraus wird wohl nichts werden!
Wir kennen die Wünsche. Die Situation ist nun schwierig. Stichwort: Eisenbahnbrücke. Das hat Vorrang. Wir wollen natürlich das Donauparkstadion erhalten oder auch ausbauen. Für Blau-Weiß heißt es momentan aber warten.
Im Fußball gibt es immer wieder Randale. Zuletzt auch in Linz, als LASK-Anhänger den Platz gestürmt haben. Ihr Kommentar dazu?
So etwas ist erstens gefährlich und schadet zweitens dem gesamten Sport. Außerdem fallen wegen diesen Randalierern ständig Kosten an. Auf der Laufbahn gibt es zum Beispiel immer wieder Brandflecken – wegen der bengalischen Feuer. Das kostet uns alle was, das wird ja mit Steuergeldern gezahlt. Man müsste in Österreich viel schärfer gegen Rowdys vorgehen. England hat dieses Problem in den Griff bekommen. Dort können Eltern mit ihren kleinen Kindern wieder beruhigt zu einem Spiel gehen.
Jetzt noch zum Eishockey. Wie schaut es eigentlich mit den Umbauplänen für die Eishalle aus?
Hier gehen die Vorstellungen von den Black Wings und der Stadt auseinander. Der Verein will halt 7000, 8000 Fans in der Halle unterbringen. Das ist völlig überzogen. Ich nehme immer das Beispiel Innsbruck her. Die spielen momentan nicht in der höchsten Liga. Innsbruck hat gleich zwei Eishallen, die eine mit einem Fassungsvermögen von 8000 Zuschauern ist seit Jahren nicht mehr in Betrieb. Wollen wir das in Linz haben? Dafür ist mir eine Eishalle zu teuer. 6000 Fans würden für Linz gerade noch gehen. Aber da werden wir mit den Umbauten leider nicht hinkommen.
Wann wird mit dem Umbau begonnen?
Wir wollen jene Sachen rasch in Angriff nehmen, die leicht gehen. Im August fangen die Black Wings ja schon mit dem Training an. Es wird Verbesserungen geben. Auf der Westseite kommen zusätzliche Tribünen. Aber eines ist sicher: Eine neue Eishalle wird ganz sicher nicht gebaut.
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