Linzer VP-Vizebürgermeister: "Haben einen großen Fehler gemacht“

Neu am Hauptplatz: eine Geschwindigkeitsanzeige.
KURIER: Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) bezeichnet die neue Begegnungszone am Linzer Hauptplatz als reinen Marketing-Gag. Ist sie für Sie mehr?
Martin Hajart: Natürlich ist es kein reiner Marketing-Gag. Wir verfolgen ein großes Ziel, die Verkehrsberuhigung in der Innenstadt. Dafür müssen wir viele große und kleine Schritte machen. Die Begegnungszone war insbesondere ein kleiner Schritt in die Richtung, dass der Hauptplatz mit Eröffnung der Westringbrücke im Herbst 2024 vom Durchzugsverkehr befreit werden soll.
Sie haben für den Hauptplatz einen Ideenwettbewerb angestoßen. Was sind Ihre Ideen?
Wir werden mit 2024 dann auch zwei Fahrspuren auf der Nibelungenbrücke zu Radwegen machen. Die Frage ist dann: Wie führen wir diesen Radverkehr weiter über den Hauptplatz. Wir müssen also einen Radweg definieren. Dann mehr Begrünung und größere Gastgärten.

Im Sommer wird der Linzer Hauptplatz zur Hitzeinsel.
Das Prestigeprojekt des ehemaligen Verkehrsreferenten Markus Hein, war die Fertigstellung der neuen Eisenbahnbrücke. Was wird Ihres sein?
Die Stärkung der sanften Mobilität, nämlich des öffentlichen Verkehrs und des Fahrradfahrens.
Ich habe für das nächste Jahr einige Fahrradprojekte am Start, etwa in der Lederergasse und der Cityradweg in der Schubertstraße, der zum Radhighway ausgebaut werden soll. Zudem hat Linz vor allem ein Thema zu bewerkstelligen: Und zwar, dass die Wirtschafts- und Handelsbetriebe sehr Landstraßen-orientiert sind. Wenn wir uns Nebenstraßen anschauen – vor allem im Osten – dann sieht man aber die Attraktivität schwinden und das hat viel mit dem Verkehr zu tun.
Die Handelsbetriebe haben in erster Linie nichts von Autostellplätzen, sondern für mehr Kaufkraft müssen wir Frequenz und Attraktivität erhöhen.
Im März folgte Martin Hajart Bernhard Baier als VP-Vizebürgermeister nach. Zuvor war der 39-Jährige unter anderem Klubobmann der Linzer ÖVP und Büroleiter von LH-Stellvertreterin Christine Haberlander. Nun ist er für die Verkehrsagenden von Linz zuständig und verfolgt dabei Ansätze mit einem durchaus grünen Touch.
Parkplätze werden reduziert?
Diese werden dort, wo man Projekte zur Attraktivierung setzt, reduziert werden, wie in der Domgasse. Da möchte ich – nach Rücksprache mit dem Bürgermeister – auch in Richtung Begegnungszone gehen.
Wien hat für die Innenstadt ein Konzept vorgelegt: Autofahrer sollen direkt in Tiefgaragen geleitet werden.
Man kann das Konzept einer Stadt nicht zwingend auf eine andere überlegen. Jede Stadt hat ihr Eigenheiten. Diese möchten wir uns für Linz mit einer Taskforce anschauen. Vielleicht geht es dann in Richtung Superblocks, wo man durch unterschiedliche Führung von Einbahnen Zentren ausbildet, die man attraktiviert.
Würde die vom Land geplante Ostumfahrung Linz entlasten?
Wir sollten auf dieses Autobahnprojekt nicht setzen, sondern auf öffentliche Verkehrsprojekte, wie auf die O-Buslinie 13/14, die den Linzer Süden anschließen soll. Der ist verkehrsmäßig unser großes Sorgenkind. Und jetzt hat es dort auch noch einen herben Rückschlag gegeben: Uns wurde vonseiten der ÖBB mitgeteilt, dass sich der vierspurige Ausbau der Westbahnstrecke – zwischen Pichling und Hauptbahnhof – wieder um zwei Jahre verzögert. Das ist ein altes leidiges Spiel. Ich kämpfe nun um einen Termin bei der Verkehrsministerin Gewessler. Denn wir haben auch riesige Baustellen bei allen Bahnhöfen.
Hauptplatz: Seit September ist er eine Begegnungszone. Für die Autos gelten 20 statt 30 km/h. Mit Herbst 2024 soll er dann vom Durchzugsverkehr befreit sein.
Westring: Abschnitt 1, die Hängebrücke, soll im Herbst 2024 fertig sein. 2 und 3, die Bahnhofknoten und Lückenschluss zur A7 beinhalten, im Jahr 2031.
Stadtbahnen: Baubeginn der S6 und S7 ist voraussichtlich 2027. Die Planung des ersten Trassenabschnitts (Hauptbahnhof bis ins Krankenhausviertel) läuft.
Seilbahn: Die Idee einer Seilbahn für den Linzer Süden kam ins Stocken. Der Vorschlag des Linzer Bürgermeisters findet beim Bund keinen Anklang.
Flugtaxis: Für 2020 war ein Probebetrieb vom Urfahraner Jahrmarkt-Gelände über die Donau zum Brucknerhaus geplant. Bis dato fehlt eine Bewilligung.
Für den Verkehr wirklich maßgeblich sind auch die geplanten S-Bahnen, die S6 und S7. Die neue TU soll ja auch damit angeschlossen werden. Wir haben in der Vergangenheit aus meiner Sicht einen großen Fehler gemacht, und zwar dass man die Verkehrsinfrastruktur bei Großbauvorhaben nicht von Anfang an mitgeplant und realisiert hat. Das soll bei der Digitaluni anders werden.
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