Linzer Hauptplatz ist ab sofort Begegnungszone

Linzer Hauptplatz ist ab sofort Begegnungszone
Autos dürfen nur mehr 20 km/h fahren. Vorrang gegenüber Fußgängern oder Radfahrern haben sie nun nicht mehr.

Es wurde ausprobiert und demonstriert, so richtig vorwärts ging es mit einer Verkehrslösung für den etwa 13.200 Quadratmeter großen Linzer Hauptplatz aber nicht. Seit Jahren beschäftigt die Situation die Linzerinnen und Linzer. Während die einen den Platz komplett autofrei haben möchten, argumentieren die anderen damit, dass das restliche staugeplagte Linz diesen Schritt nicht verkraften würde.

Nun scheint die Stadtpolitik aber eindeutig in eine Richtung zu gehen: Denn über Nacht wurde der Linzer Hauptplatz nun zur Begegnungszone.

20 statt 30 km/h

Statt den vorher 30 km/h dürfen demnach Autofahrer ab sofort nur mehr mit 20 km/h auf dem Hauptplatz unterwegs sein. Und sie sind mit Radfahrern und Fußgängern gleichgestellt. Mit dem Vorrang für Autofahrer ist es somit vorbei, vielmehr ist nun Achtsamkeit gefragt. Die entsprechenden Bodenmarkierungen mit dem Wort „Begegnungszone“ wurden schon bei den Einfahrten über die Klosterstraße und von der Nibelungenbrücke kommend angebracht.

Flotter MagistratVP-Vizebürgermeister und Verkehrsreferent  Martin Hajart hat es so verordnet und dennoch ging es ihm nun selbst etwas zu rasant. Denn eigentlich wollte er noch die Gemeinderatssitzung am 22. September abwarten.  Zwar  genüge seine Verordnung, doch der formalrechtliche Akt   – damit die Zone nicht mehr aufgehoben werden kann – fehle noch.

Die Magistratsbediensteten waren aber scheinbar schneller als die Politik erlaubt. „Ich war selbst überrascht, dass das schon markiert worden ist“, gibt Hajart am Montag  im KURIER-Gespräch zu.

Voraussetzung Brücke

Der Schritt an sich ist jedoch wenig überraschend. Seit Mitte März bekleidet Hajart das Amt und bereits damals ließ er im KURIER-Interview anklingen, Autos vom Hauptplatz nach und nach „zurückdrängen“ zu wollen, will er Linz nach eigenen Worten doch zur Fahrrad-Stadt machen. Sobald die Westringbrücke – die vierte Donaubrücke – fertiggestellt sei, sehe er dann die Zeit für einen autofreien Hauptplatz gekommen, sagte er.

Das wäre im Herbst 2024 der Fall. Und so sei der Hauptplatz ohne Durchzugsverkehr auch geplant, bestätigte Hajart erneut. Die jetzige Begegnungszone sei ein „kleiner Zwischenschritt“, der den Hauptplatz vor allem für Fußgänger attraktivieren soll. Denn mehr Frequenz heiße gleichzeitig mehr Geschäft für die Läden entlang des Platzes.

"Zu wenig Tempo"

Zu wenig ist dieser Zwischenschritt jedoch den Linzer Grünen.  Sie wollen nicht mehr auf den autofreien Hauptplatz warten.

 „Auch wenn die seit heute verordnete Begegnungszone einen kleinen Schritt für mehr Verkehrsberuhigung bedeutet, wirklich mutig ist diese Entscheidung allerdings nicht. Der autofreie Hauptplatz muss so schnell wie möglich umgesetzt werden, anstatt die Bevölkerung einmal mehr auf die Fertigstellung der neuen Donaubrücke im Jahr 2024 zu vertrösten“, kommentierte  der grüne Klubobmann Helge Langer in einer Aussendung. Im Vergleich zu anderen Städten vermisse er das „Tempo bei der Umsetzung“.

Bereits am 15. Juli 2020 startete der damalige Verkehrsreferent Markus Hein (FPÖ) einen Probebetrieb für einen autofreien Linzer Hauptplatz, auf dem nur Anrainer und Zubringer gestattet waren.

Doch nur zwei Tage später wurde der Versuch  wieder abgebrochen, nachdem bereits am ersten Tag ein riesiger Stau in der Stadt entstand. „Wir brauchen, bevor wir den Hauptplatz für den Verkehr sperren, alle neuen Donaubrücken“, war das Fazit von Hein. Laut damaligen Angaben hätte zum Stau ausgerechnet eine Demonstration der Bewegung „Autofreitag“ beigetragen, die auf der angrenzenden Nibelungenbrücke stattfand.
„Autofreitag“ wollte sich jedoch nicht geschlagen geben und kündigte wenig später schließlich einen eigenen einwöchigen Probebetrieb an. Per angemeldeter Kundgebungen in der Theatergasse verbarrikadierten sie ab jeweils 16 Uhr die Einfahrten, sodass keine Autos durchkamen.

Zwei Tage lang hat das auch ohne Stauaufkommen funktioniert. Mittwoch und Donnerstag wurde die Kundgebung aber wegen „reiner Wiederholung“ von der Polizei untersagt.

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