Linzer Mariendom: Neuer Glanz im historischen Kapellenkranz

Ein Mosaikbild eines Engels mit Waage und Schwert.
Die sieben Kapellen des Linzer Mariendoms werden von einer rund 130 Jahre alten Schicht aus Staub und Schmutz befreit.

Die Luft in Linz hat sich zwar massiv verbessert, welche Spuren sie hinterlassen hat, wird jetzt sogar im Linzer Mariendom sichtbar. Und zwar bei der Restaurierung des Kapellenkranzes, des ältesten Bauteils des Linzer Doms. 

Dombaumeister Michael Hager und Restauratorin Susanne Beseler lassen auf dem sorgfältig aufgestellten Gerüst in der Kapelle "Königin der Bekenner" hoch oben im Mariendom in ihre Arbeit blicken. "Es ist ein Privileg unserer Arbeit, den Objekten so nahe zu sein", sagt Beseler, während sie ganz vorsichtig die erste Staubschicht vom Mosaik des Hl. Franz von Sales wäscht.

Eine Frau restauriert ein großes Mosaikgemälde mit dem Schriftzug „Doctor Beate Ora“.

Gearbeitet wird nur mit Staubsauger und Wasser, um "130 Jahre Glaubensgeschichte, die auf den Mosaiken liegt", wegzubekommen. Zu viel darf es nicht sein, denn eine gewisse Patina soll dem Mariendom auch in den restaurierten Kapellen erhalten bleiben. 

Schlechte Linzer Luft hinterließ Spuren

Nicht nur Staub und Russ der tausenden Kerzen, die im Dom langsam und andächtig abgebrannt sind, haben Spuren hinterlassen. Auch die schlechte Linzer Luft ist in den Dom gelangt und hat Korrosionsprozesse - also Zerstörungen - in Gang gesetzt. Auch diese werden behutsam behoben. 

Ein Gerüst steht im Inneren einer Kirche mit Buntglasfenstern.

Es geht darum, den alten Glanz der Mosaikfenster wieder zum Strahlen zu bringen. Dombaumeister Michael Hager: "Die Qualität dieser Mosaike ist durch die Verschmutzung aus der Wahrnehmung gerückt." 

Das sagt auch Iris Bermoser, die ganz oben die letzten Feinarbeiten an einem Mosaik durchführt. "Hier erkennt man, dass die Figuren sogar Wimpern haben, jedes Gesicht hat einen besonderen Gesichtsausdruck", erzeugt die Arbeit im Gesicht der Restauratorin ein besonderes Strahlen. 

Eine Frau restauriert ein Mosaik mit Engelsdarstellungen und Wappen in einem Gebäude.

Iris Bermoser

Beseler ist überzeugt: „Wenn man den Kapellenkranz betrachtet, dann wird schnell deutlich, dass es sich hier um ein wirkliches Gesamtkunstwerk handelt, das ja in einem geschlossenen Zeitraum entstanden ist und auch von Grund auf so konzipiert war." 

Eine Mosaikdarstellung von Heiligen, die ein Buch mit der Aufschrift „St. Francisce“ halten.

Kapellenkranz Mariendom

Eine Mosaikdarstellung von vier Heiligen, von denen einer eine Schriftrolle mit der Aufschrift „St. Francisce“ hält.

Kapellenkranz Mariendom

Ein Mosaikbild eines Engels mit Waage und Schwert.

Kapellenkranz Mariendom

Ein Mosaikbild eines Engels mit einem Schild, auf dem eine Säule abgebildet ist.

Kapellenkranz Mariendom

Eine Frau restauriert ein buntes Mosaikfenster in einem alten Gebäude.

Kapellenkranz Mariendom

Auf dieses Zusammenspiel müsse bei der Restaurierung Bedacht genommen werden, sagt Beseler: "Da die einzelnen Objekte wie Altar, Mosaikbild, Gemäldefenster nicht für sich alleine stehen, sondern korrespondieren und teilweise ineinandergreifen und gemeinsam mit der Steinumgebung eine harmonische Einheit bilden, ist es wichtig, dass die konservatorisch-restauratorischen Maßnahmen gut aufeinander abgestimmt sind."

Eine Kapelle strahlt schon neu

Die erste Referenz ist gegenüber zu finden - in der Kapelle der "klugen und törichten Jungfrauen", die im Vorjahr restauriert wurde. Dombaumeister Hager strahlt dort mit dem Mosaik um die Wette, selbst wenn das Licht gerade nicht günstig auf diese Stelle im Dom scheinen mag: "Da wird der ursprüngliche Charakter des Doms wieder sichtbar und richtig spürbar."

Ein Altar mit Statuen und einem Mosaik in einer Kirche.

Die restaurierte Kapelle der Jungfrauen

"Zwischen den Blockbustern Weihnachten und Ostern wollen wir jedes Jahr eine Kapelle restaurieren", schmunzelt Hager. Die Votivkapelle wird den glorreichen Abschluss bilden - 2029 sollen alle Kapellen restauriert sein. "Eine Schwerarbeit im kalten Dom", weiß der Dombaumeister. Restauratorin Beseler nickt.

Nahaufnahme einer Inschrift auf einer Wand mit dem Namen Josef Pfefferle, Mosaikist, datiert 1894.

Bei der Restaurierung kommen übrigens auch charmante Details zutage: So haben sich zwei "Mosaikisten", wie sie sich nennen, in zwei Steinen des Gewölbes 1894 mit einem handschriftlichen Sgraffito selbst verewigt, dass sie es waren, die die beeindruckenden Glasmosaike im Dom geschaffen haben - was bislang nicht bekannt war.

Über 130 Jahre alte Kunstwerke

Die sechs kleineren Kapellen mit je einem Altar sowie die Votivkapelle mit einem Hauptaltar und zwei Seitenaltären bilden den ältesten Teil des Mariendoms. Sie wurden zwischen 1862 und 1874 errichtet. Die Votivkapelle wurde am 29. September 1869 von Bischof Rudigier eingeweiht. Anton Bruckner komponierte hierfür die berühmte e-Moll-Messe. 

Die kleineren Kapellen sind nach den letzten Anrufungen der Lauretanischen Litanei – gerichtet an die Gottesmutter Maria – benannt: links Königin der Bekenner, Königin der Apostel, Königin der Patriarchen, rechts Königin der Propheten, Königin der Märtyrer, Königin der Jungfrauen. 

Jede Kapelle hat einen Altar mit Marmorunterbau, der Altaraufbau ist aus Kalk- oder Kalksandstein. Die Steinstatuen stammen (bis auf die Sattler Figuren in der Kapelle „Königin der Märtyrer“) von Josef Gasser von Valhorn aus Wien. Besonders eindrucksvoll sind die acht großen Mosaike im Kapellenkranz. Sie wurden von der Tiroler Glasmalerei Neuhauser & Co aus Innsbruck gestaltet.

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