Weniger Schiffe: Corona war gut für Jungfische in der Donau

Weniger Schiffe: Corona war gut für Jungfische in der Donau
Studie des OÖ Fischereiverbandes belegt: Population der Donaufische durch verringerte Schifffahrt gestiegen.

Jetzt steht es schwarz auf weiß: Die Covid 19-Pandemie hatte positive Auswirkungen auf die Population der Donaufische. Denn: In den Jahren 2020 und 2021 fand auf der Donau nur eine sehr eingeschränkte Personenschifffahrt statt.

Im Rahmen einer vom Oö. und Nö. Landesfischereiverband finanzierten Studie wurden die positiven Auswirkungen der stark verringerten Schifffahrt bzw. des verringerten Wellenschlags auf das Jungfischaufkommen untersucht.

Die negativen Auswirkungen des schifffahrtsbedingten Wellenschlags auf Jungfische sind bereits seit langem bekannt, weiß man beim Fischereiverband.

Denn durch den Wellenschlag von Schiffen werden Jungfische an Land gespült oder in den Hauptstrom gesogen und verenden.

Weniger Schiffe: Corona war gut für Jungfische in der Donau

Durch die Maßnahmen zur Verkehrsbeschränkung im Zuge der Coronapandemie habe sich nun die einzigartige Möglichkeit geboten, "das Potential des Donau-Hauptstroms als Jungfischhabitat mit stark reduziertem Wellenschlag zu untersuchen", erklärt der Fischereiverband in einer Aussendung.

Denn die Passagierschifffahrt ist im Jahr 2020 auf 14 Prozent und im Jahr 2021 auf 25 Prozent des Vor-Corona-Niveaus zurückgegangen.

Im Rahmen dieser Studie wurden Jungfischerhebungen in der Stauwurzel des Kraftwerks Aschach (Bereich Engelhartszell) in den beiden Corona-Jahren 2020/2021 sowie als Referenz mit „normaler Wellenschlagbelastung“ 2022 durchgeführt. Aus der Wachau (Bereich Rossatz) liegen Daten aus 2014, 2017, 2020 und 2022 vor. 

Bei der angewendeten Methode handelt es sich um eine spezielle Form der Elektrofischerei, bei der gezielt frühe Jungfischstadien gefangen werden können.

Die Befischung erfolgt unter Anwendung einer hohen Spannung und durch punktweises Setzen einer kleinen Anode mit anschließendem Keschern der im elektrischen Feld befindlichen Fische.

Grundsätzlich sind Jungfischdichten in einem großen Fluss starken Schwankungen ausgesetzt. Die meisten Donaufische laichen im Frühjahr, weshalb in der Regel im Juni die höchsten Jungfischdichten feststellbar sind. Früh laichende Arten wie Hasel und Nase haben dann in der Regel bereits 25-30 mm Länge erreicht, während von den spät laichenden Arten wie Barbe, Aitel und Laube zu dieser Zeit hauptsächlich frühe Larvenstadien nachweisbar sind.

Im weiteren Jahresverlauf nehmen die Jungfischdichten ab, da einerseits Jungfische einer hohen Mortalität unterliegen und andererseits größere, schwimmstärkere Jungfische nicht mehr obligatorisch auf die unmittelbaren Uferbereiche beschränkt sind.

Darüber hinaus treten starke Unterschiede zwischen einzelnen Jahren auf, was natürlicherweise vorwiegend auf das Ausmaß und den Zeitpunkt von Hochwässern zurückzuführen ist.

Im Untersuchungsgebiet Engelhartszell konnten im Juni 2020 ungewöhnlich hohe Jungfischdichten festgestellt werden. Diese betrugen an natürlichen Kiesufern fast das Achtfache des Referenzjahres 2022.

Doppelt so viele Jungfische

Zusätzlich zum stark reduzierten Wellenschlag handelte es sich 2020 auch um ein hydrologisch sehr günstiges Jahr mit einer ausgeprägten Niedrigwasserphase zwischen Ende März und Mitte Juni.

Im Juni 2021 betrug die Jungfischdichte das Doppelte des Referenzjahres 2022, obwohl es sich um ein hydrologisch ungünstiges Jungfischjahr mit hohen Wasserführungen von Mitte Mai bis Anfang Juli handelte.

Im Referenzjahr 2022 war die Hydrologie wiederum günstiger für die Reproduktion der Donaufische, nichtsdestotrotz war die Jungfischdichte in diesem Jahr mit wieder „normaler“ Schifffahrtsintensität deutlich geringer als in den vorangegangenen Jahren. 

Im Untersuchungsgebiet Wachau wurden vor der Corona-Pandemie im Hauptfluss durchwegs deutlich geringere Jungfischdichten festgestellt als in wellenschlaggeschützten, durchströmten Nebenarmen.

Messungen in der Wachau

So betrug die Jungfischdichte in den Nebenarmen im Juni 2014 mehr als das Dreifache und im Juni 2017 sogar fast das Neunfache des Hauptstroms.

Im Juni 2020 kehrte sich dieses Verhältnis plötzlich um, mit fünffach höheren Dichten im Hauptstrom als in Nebenarmen, das heißt in einem Jahr mit geringer Wellenschlagintensität waren die Jungfischhabitate speziell auch im Hauptstrom sehr gut nutzbar, hat die Studie ergeben.

Weniger Schiffe: Corona war gut für Jungfische in der Donau

Im Juni 2022 hatte sich die Situation wieder „normalisiert“, mit extrem geringen Dichten im Hauptstrom. Insgesamt zeige sich also ein maßgeblicher Einfluss des Wellenschlags auf das Jungfischaufkommen, der natürliche Effekte wie die Hydrologie überlagert", so das Ergebnis der Studie.

Zwar könnten in einem gewissen Umfang durch großräumige Renaturierungsmaßnahmen wellenschlaggeschützte Plätze für Jungfische geschaffen werden, was sowohl im Bereich Engelhartszell als auch in der Wachau bereits zu Erfolgen geführt habe.

Weniger Schiffe: Corona war gut für Jungfische in der Donau

Allerdings ist für den Fischereiverband nun klar: "Intakte Fischbestände lassen sich in der Donau nur dann effektiv wiederherstellen, wenn auch Habitate im Hauptstrom für Jungfische entsprechend nutzbar sind."

Die Reduktion des schifffahrtsbedingten Wellenschlags, etwa durch Geschwindigkeitsbegrenzungen, insbesondere in sensiblen Zeiträumen und Flussabschnitten, sei daher nicht nur aus Sicht des Natur- und Tierschutzes, sondern auch im Sinne der Zielerreichung nach Wasserrahmenrichtlinie unumgänglich, so die Fischer abschließend.

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