"Tom auf dem Lande" am Linzer Landestheater: Gewalt und Zärtlichkeit

"Tom auf dem Lande" am Linzer Landestheater: Gewalt und Zärtlichkeit
Musiker Ariel Oehl liefert die Live-Musik, Daniel Klausner spielt als queerer Tom einen Teil seiner eigenen Lebensrealität

Es ist eine Rarität, wenn nicht eine Premiere am Linzer Landestheater: Ein Schauspieler, in diesem Fall Daniel Klausner, geht proaktiv auf eine Regisseurin, hier Sara Ostertag, zu. Er unterbreitet ihr den Vorschlag, ein Stück aufzunehmen, das seine persönliche Lebensrealität widerspiegelt.

Daniel Klausner ist homosexuell, er lebt geoutet. Für einen Teil des doch eher älteren Linzer Abo-Publikums dürfte es aber trotzdem eine Überraschung sein.

"Tom auf dem Lande" nennt sich das Stück des kanadischen Dramatikers Michel Marc Bouchard, das am Samstag, 24. 2., in den Linzer Kammerspielen Premiere feiert.

Kurz zum Inhalt: Tom, eben gespielt von Klausner, aus der Stadt fährt zur Beerdigung seines Lebenspartners Guillaume aufs Land. Dessen Mutter weiß nichts von seiner Homosexualität, Tom gibt sich also als Guillaumes Arbeitskollege und Freund aus. Aber der ältere Bruder des Verstorbenen, Francis (gespielt von Florian Haslinger), kennt die Wahrheit. 

Tom gerät in einen Strudel voller Lügen, Trauer und Gewalt.

"Es ist ein sehr brutales Stück. Umso wichtiger ist die Musik von Ariel dazu. Sie ist sehr sanft und poetisch", erklärt die Regisseurin Sara Ostertag.

"Tom auf dem Lande" am Linzer Landestheater: Gewalt und Zärtlichkeit

Ariel Oehl

Ariel Oehl ist ein bekannter Pop- und Indiemusiker, er wird ebenfalls mit auf der Bühne sein und live spielen. Für "Tom am Lande" hat er eigene Songs geschrieben. "Die Handlung hat zwei Komponenten: Wird er gebrochen oder bricht er das System auf? In meiner Musik geht es viel um Verlust, Tod und Trauer", sagt Ariel Oehl, dessen Stil auch gerne als "zärtlich, sensuell und romantisch" beschrieben wird.

Happy End

Ohne vorab zu viel zu verraten: Sara Ostertag und Dramaturgin Wiebke Melle haben das ursprüngliche Ende wenig, aber essenziell abgeändert: "Anders als im Original verfällt Tom nicht in eine Gewaltspirale. Wir wollten ein Happy End, weil wir ja auch eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen erzählen", so die Regisseurin. Und wenn die zwischen zwei Männern stattfindet, müsse sie in Linz noch immer anders erzählt werden als beispielsweise in Wien.

"Tom auf dem Lande" am Linzer Landestheater: Gewalt und Zärtlichkeit

"Wir möchten die Menschen herausfordern, aber nicht vor den Kopf stoßen. In Wahrheit ist es einfach eine Geschichte über das Zusammensein", konstatiert Ostertag. Dabei solle vor allem die Frage aufgeworfen werden, wie notwendig es denn noch sei, in den beiden vorherrschenden Geschlechterkategorien von männlich und weiblich zu denken.

Alle Rollen sind ausschließlich mit Männern besetzt, "die man für dieses Stück besonders gut auswählen muss", erklärt Ostertag. Mit Ariel Oehl auf der Bühne spreche man außerdem gezielt junges Publikum, das ja sowieso viel diverser lebe, an.

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