Pflasterspektakel in Linz: Das Hutgeld ist die einzige Gage
Das Pflasterspektakel lockt heuer 111 Künstler aus aller Welt nach Linz. Mittlerweile Fixpunkt der Festivalszene, kam die Initialzündung von weit her – aus Marokko
Die Idee hatte der ehemaligen Linzer Kulturdirektor Siegbert Janko (78) bei einer Reise nach Marokko. Am zentralen Marktplatz in Marrakesch gab es ein buntes Festival: „Da waren Geschichtenerzähler und Schlangenbeschwörer – es war ein turbulentes Treiben“, berichtet Kathrin Böhm, die das Pflasterspektakel in Linz seit 2010 leitet.
Schlangenbeschwörer wurden dort zwar seit der Premiere 1986 noch nicht gesichtet, doch die Vielfalt an Künstlern ist groß. Sie reicht von Clown-Shows über Auftritte von Musikern und Figurentheater, Akrobatik und Feuershows – und all dies mitten in der Stadt. Mittlerweile gilt das Festival als Institution: Heuer findet das Pflasterspektakel bereits zum 35. Mal statt.
„In den ersten Jahren hatten wir einen Straßenmusikschwerpunkt“, erinnert sich Böhm. Über die Jahre habe sich das Festival aber stets weiterentwickelt, heute ist es ein Fixpunkt in der Kulturszene, die spezielle Form der Entlohnung inklusive: Von der Stadt werden die Straßenkünstler – abgesehen von Spesenersatz – nicht bezahlt, ihre Gage sind freiwillige Spenden der Zuschauer in ihre Hüte – das Hutgeld.
Bunte Parade
Heute, Donnerstag, wird das Spektakel eröffnet. Ab 16 Uhr ziehen 111 Künstler aus 29 Nationen in einer Parade auf der Landstraße bis zum Hauptplatz und sorgen für bunte und lebendige Straßen.
Die Vielfalt des Festivals schätzt auch This Maag, der als Clown seit 1992 beim Pflasterspektakel auftritt. Es sei „eines der fröhlichsten und lebendigsten Festivals“, die es gebe, betont das Urgestein: „Es ist alles dabei.“ Vor allem schätzt Maag auch das offene Publikum: „Linz ist ein Stück meiner künstlerischen Heimat“, schwärmt der Improvisationskünstler.
Musiker Mario Parizek gehört als 32-Jähriger noch zu den jüngeren Künstlern, die in Linz auftreten. Das diesjährige Festival wird sein drittes Pflasterspektakel. Auch er schätzt die „gute Stimmung im Publikum“ und die „Wertschätzung, die man als Künstler von den Menschen in Linz bekommt“.
Ausgewählte Auftritte
Das Flare Duo liefert mit „Dance of the Flying Fire“ eine 25-minütige Feuershow.
„FeuerWer?“ gibt mit „dem akrobatischen Feuerwerlehrgang“ einen akrobatischen Auftritt (30 Minuten) zum Besten.
Das Duo Minuusch Picknick zeigt 45 Minuten Clownerie für Kinder und Marcel Hutter musiziert bei seinem „Project Heart of Glass“ 50 Minuten lang.
Tagesprogramm
Die Künstler wählen am Festivaltag, wann und wo sie auftreten.
Das Festival findet am Donnerstag (16 bis 23 Uhr), Freitag und Samstag (14 bis 23 Uhr) statt.
300 Auftritte legen die 111 Künstler insgesamt täglich hin.
Platz fürs Programm
Heuer wurden neue Programmareale – Spektakelzelt im Donaupark, Spektakel-Oase im Lentos-Freiraum sowie Spiel- und Kreativstationen für Kinder zwischen Lentos und Brucknerhaus – eingerichtet. „Die verstärkte Verbindung von Stadt und Donau soll den Festivalbesuch noch abwechslungsreicher und entspannter gestalten“, kündigt Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) an. Neu bespielt – mit Samba-Gruppen – wird auch der Rosengarten beim Schlossmuseum.
Die Auftritte beginnen immer zur vollen Stunde. Neben der Landstraße und dem Hauptplatz sind die Altstadt, das Areal rund um den Pfarrplatz, die Promenade und Herrenstraße Auftrittszonen. Insgesamt erwarten die Besucher rund 300 Auftritte von 111 Solokünstlern täglich. Linz ist ein gutes Pflaster für Künstler, denn: Böhm und ihr fast zehnköpfiges Team bekamen heuer 800 Bewerbungen.
Die Programmschiene „junge Kunst“ sorgt zudem dafür, dass neue Talente nicht zu kurz kommen: „Wir wollen Nachwuchskünstlern eine Bühne geben, damit sie sich vor großem Publikum präsentieren können“, erklärt Böhm.
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