Linzer "Walk of Fem" trennt sich von drei Sternen
In Linz stehen die Sterne nicht nur am Himmel, sondern auch auf der Ernst-Koref-Promenade zwischen Lentos Kunstmuseum und Brucknerhaus. Im Mai 2021 wurden sie dort aufgemalt, um auf einem „Walk of Fem“ außergewöhnliche Frauen zu ehren.
Wie sich nun herausstellte, sollen jedoch drei davon eine belastete Vergangenheit aufweisen, weshalb diese ihren Stern verlieren.
Kommission prüfte Namen
Konkret handelt es sich um Berta Hackel, Friederike Stolz und Louise Kartousch. Nach Letzterer ist auch eine Sackgasse in Linz und eine Straße in Wien benannt. Sie alle sollen Mitglied der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) gewesen sein, wie eine Historikerkommission im Zuge von Recherchen herausfand.
Diese befasste sich eigentlich mit den Linzer Straßennamen (der KURIER berichtete). „Ich habe die Kommission im Laufe ihrer Arbeit jedoch gebeten, sich auch die Frauen des Walk of Fems anzuschauen und eine Empfehlung abzugeben“, erzählt Frauenstadträtin Eva Schobesberger (Grüne). Und tatsächlich lautete diese, jene drei Frauen zu streichen.
In 5 Kategorien teilte die Kommission die Straßennamen ein, die drei Frauen würden Kategorie 3 „einfache Mitgliedschaft; kein eigenes Handeln nachweisbar“ entsprechen – Personen, die im Zuge der Straßennamen nicht wirklich zur Diskussion stehen. „Beim Walk of Fem ist das aber etwas anderes, weil dieser nicht historisch bedingt ist, sondern wir ehren die Personen jetzt“, erklärt Schobesberger den einstimmigen Beschluss des Frauenausschusses, die Namen zu übermalen.
Kunst und Medizin
Louise Kartousch (geboren 1886 in Linz) war eine bekannte Operettendarstellerin, Friederike Stolz (1913 in Linz) eine begnadete Bildhauerin und Berta Hackel (1887 in St. Pölten) die „erste Ärztin, die in OÖ praktizierte“, so Schobesberger. Auf Grundlage dessen und der damaligen Infos des Stadtarchivs wurden sie ausgewählt. „Sie trugen ja kein Schild mit ,Ich war NS-Mitglied’ vor sich her.“
Bis ins Frühjahr werden die Namen der Frauen noch zu lesen sein, denn im Winter könne man nicht markieren, es sei zu nass und einen leeren Stern dastehen zu lassen sei nicht gut. „Das letzte Mal haben sich gleich einige darin verewigt“, sagt Schobesberger. Durch welche Namen die Frauen ersetzt werden, ist noch nicht klar. „Wir haben eine Liste mit 20, 25 Namen. Im Jänner werde ich einen Vorschlag unterbreiten.“
Voraussetzungen
Prinzipiell landen auf dem Walk of Fem nur Persönlichkeiten, die verstorben sind und einen deutlichen Linz-Bezug hatten.
63 Frauen erfüllten diese Voraussetzungen und haben einen Stern am Walk of Fem – inkl. Friederike Stolz, Berta Hackel und Louise Kartousch. Eine Ausweitung der Sterne ist geplant. Diese könnte im Jänner diskutiert werden.
Persönlichkeiten
Einen Stern hat etwa Menschenrechtsaktivistin Ute Bock (1942 in Linz geboren) inne sowie Ferdinanda Floßmann (1888 in NÖ geboren), die sich als Politikerin für Frauen einsetzte und unter anderem 1930 Vorsitzende der Frauenorganisation in Linz wurde.
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