„Kinder und Jugendliche müssen heute mit vielen technischen Geräten umgehen können. Gleichzeitig sind sie in Schulen, in denen oft noch mit sehr traditionellen Mitteln unterrichtet wird“, so Schachl. Es reiche heutzutage definitiv nicht mehr, einen Laptop hinzustellen und das Fach „Digitale Bildung“ einzuführen.
Hans Schachl über Kernkompetenzen
„Für die Gesellschaft von morgen müssen jene Fähigkeiten geschult werden, die auch schon vor dem digitalen Zeitalter relevant waren: Das sind soziales Lernen auf einer guten Wertebasis, soziale Einstellungen, die positiv für die Gesellschaft sind, die Fähigkeit zum kreativen Problemlösen, Kreativität ganz allgemein und Resilienz, sprich die Fähigkeit, mit Stress positiv umzugehen.“ Keine künstliche Intelligenz könne das abliefern.
In der Schule gehe es vor allem darum, gute Lerntechniken zu vermitteln, vernetzend und zusammenhängend zu unterrichten: „So arbeitet unser Gehirn, es speichert in Zusammenhängen. Die besten Lernergebnisse gibt es bei fokussiertem Arbeiten. Multitasking ist nur für Automatismen geeignet“, erklärt der Experte, und: „Wir Menschen denken und agieren gerne monokausal, dabei braucht es für komplexe Themen auch komplexe Lösungsansätze, sprich man muss die Problematik von vielen Richtungen andenken. Ein Beispiel: Wer meint, die Klimakrise alleine mit der Elektrifizierung des Autos lösen zu können, täuscht sich.“
Ist die Evolution zu langsam für unser Gehirn? Schachl schmunzelt: „Das kann man so sagen. Es ist die oberste Leistung der Evolution, dass wir kreativ denken und Technologien erfinden können, und doch scheint es, als ob unsere Gehirne für diese Art des Fortschritts nicht gebaut sind, wir bekommen ihn nicht in den Griff. Und gleichzeitig lernen wir daraus wieder so viel und verbessern uns immer weiter.“
Lehrpläne überarbeiten
Für die Schule gelte auch: „Bevor wir uns über die Methoden Gedanken machen, muss zuerst immer die Zielfrage gestellt werden: Wozu brauche ich diesen Stoff? Dann kann es sein, dass veraltete Lehrpläne überarbeitet werden müssen.“
Die neue und teils umstrittene KI „ChatGPT“ könne man auf jeden Fall in den Unterricht einbauen, so Schachl: „Schülerinnen und Schüler schreiben Aufsätze und die KI ebenfalls. Dann wird verglichen, reflektiert und überarbeitet. So werden grundlegende Denktechniken geschult.“
Buchtipp: Kinder & Künstliche Intelligenz
Inhalt
Umfangreiches Werk über das Gehirn, das Lernen, den Umgang mit Medien uvm.
Umfang
328 Seiten, Trauner Verlag, 29,90 €
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