Fotoausstellung in Wels: Elfie Semotan lässt Frauen erzählen
Narben, Blut, blaue Flecken, gebrochene Gliedmaße, deformierte Gesichter, zerrissene Kleider. Das sind sichtbare, schreiende Spuren von Gewalt an Frauen und Mädchen. Danach wird man in den Fotografien der international renommierten Starfotografin Elfie Semotan vergebens suchen.
In „Siolence“ wählt sie einen anderen, stillen Zugang. Die Ausstellung wird am Sonntag, 11. 2., im Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels eröffnet.
„Siolence“ ist eine Wortkreation, eine Kombination aus violence (Gewalt) und silence (Stille). Diese Ausstellung ist die bewusste Inszenierung der Stille. Denn es ist die Stille, in die sich Opfer hüllen, weil Gewalt ein Tabuthema ist. Und: Es ist die Stille, die Gewalt vorantreibt. Denn das Schweigen der Gesellschaft hat zur Konsequenz, dass Gewalt einfach immer weitergeht.
Bedrückende Gefühle
Das stille Einfangen des bedrückenden Gefühls der Opfer, die geschlagen, misshandelt, sexuell missbraucht, kontrolliert, gestalkt und bedroht wurden – das ist die Idee dieser Ausstellung von Soroptimist International Österreich. Elfie Semotan hat es mit viel Feingefühl und hohem künstlerischen Anspruch umgesetzt hat.
Schweigen brechen
Alle Opfer brechen in der Ausstellung „Siolence“ ihr Schweigen und sprechen in Videos in eindrucksvoll mutiger Art und Weise über das Erlebte, ihre Gefühle, ihre Angst. Diese persönlichen Schilderungen gehen tief: Da ist zum Beispiel Alice, die offen davon erzählt, wie sie von ihren Eltern als Kind misshandelt wurde: „Als Kind will man natürlich seine Grenzen überschreiten. Das ist angeblich meiner Mutter zu viel gewesen. Sie hat einen Kleiderbügel genommen und mich damit geschlagen. Wenn sie nicht fertig geworden ist, hat sie meinen Vater gerufen, dann hat das mein Vater gemacht, das ist oft gewesen. Irgendwann mit 18 habe ich gedacht, es ist jetzt genug, ich habe das Land verlassen.“
Claudia berichtet von ihrem Adoptivvater: „Ich weiß gar nicht, wann es begonnen hat. Er war Polizist, hatte ein Alkoholproblem und es war häusliche Gewalt im Spiel. Er hat angefangen, mich zu betatschen, ich habe ihn befriedigen müssen. Danach hat er immer gesagt: ’Das ist unser großes Geheimnis, das dürfen wir der Mama nicht sagen.’ Außerdem hat er gedroht, dass er sich erschießt, wenn das rauskommt. Der sexuelle Missbrauch wurde mehr, er fand meist in einem Kammerl im 1. Stock, das er zugesperrt hat. Meine Mutter war immer in der Nähe. Ich verstehe nicht, dass sie nie geschaut hat, was los ist.“
Notrufnummern
Frauennotruf 01/71719
Frauenhelpline 0800/222555
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