Aktivisten der "Letzten Generation" und "Extinction Rebellion" haben beim Galaabend am Donnerstag beim Ars Electronica Festival mit einer Protestaktion für Aufsehen gesorgt.
Zwei Mitglieder haben sich am Eingang zum Veranstaltungsort in Eisenkäfige gekettet. Den Schlüssel wollten die Protestierenden Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) beim Eintreffen übergeben. Dieser hatte zuletzt nach der Aktion beim Römerbergtunnel "Kerker für Klimaaktivisten" gefordert.
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Doch dazu kam es nicht, weil der Stadtchef und auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) nicht zum Galaabend kamen. Laut der Aktivistengruppe aus Angst vor dem Protest.
Kurzfristige Terminkollision
Ein Sprecher des Landeshauptmannes führt eine kurzfristige Terminkollision als Grund für die Absage an und betont, dass Stelzer am Mittwoch bei der Eröffnung des Ars Electronica Festivals war und eine Rede gehalten hatte. Auch Klaus Luger war am Vorabend bei der offiziellen Eröffnung des Festivals und hielt eine Rede.
Bürgermeister Klaus Luger bestätigte auf KURIER-Anfrage, dass die Proteste letztlich der Grund gewesen sei, dem Abend fernzubleiben. Seine Sprecherin betont aber, dass Luger keine Angst vor Klimaprotesten habe, aber nicht wollte, dass es zu einem politischen Hick-Hack komme.
Deshalb habe er auf seinen Besuch beim Galaabend des Festivals verzichtet, als bekannt wurde, dass es zu Protesten kommen werde. Luger wollte, dass das AEC-Festival im Vordergrund stehe, so die Begründung.
"In keinster Weise gestört"
Der Sprecher des AEC sagt, dass das Ars Electronica Festival vor allem eine Diskussionsplattform sei, auf der möglichst viele Perspektiven eingebracht werden sollen, die zu einer konstruktiven Zukunftsgestaltung beitragen.
"Wir respektieren es daher, dass das Festival auch als Plattform für Proteste genutzt wird. Gestern sind wir dem kurzfristig an uns herangetragenen Wunsch der „Letzten Generation“ nachgekommen, ein Statement abzugeben und haben die Aktivisten zu Beginn des Galaabends auf die Bühne gebeten. Aus unserer Sicht haben sie den Ablauf unserer Veranstaltung in keinster Weise gestört", heißt es vom AEC.
"Mittelalterliche Bestrafungsfantasien"
Die "Letzte Generation" wollte mit dem Protest "die Menschen auf die mittelalterlichen Bestrafungsfantasien des Linzer Bürgermeisters Luger aufmerksam machen", heißt es in einer Aussendung.
Zudem will Luger, dass Betroffene der Staus, welche auf Klimaproteste zurückzuführen seien, Schadenersatzansprüche gegenüber den Demonstrierenden stellen können. Zu diesen Forderungen steht der Linzer Bürgermeister weiterhin.
“Luger fokussiert sich auf populistische Weise auf die Methoden der Aktivistinnen und Aktivisten, statt auf die Klimakatastrophe, um vom eigenen Nichts-Tun abzulenken", behauptet die Aktivistengruppe.
Als sozialdemokratischer Politiker habe er aber die Verpflichtung, sich für das Wohl der Menschen, auch der kommenden Generationen, einzusetzen.
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"Störungen nicht grundlos"
"Tatsächlich ist es so, dass die Klimakrise sozial schwache Haushalte besonders hart treffen wird, laut einer Berechnung des Momentum Instituts verursachen aber die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung mehr Emissionen als die unteren 50 Prozent zusammen”, ergänzt ein Sprecher von Extinction Rebellion Oberösterreich.
“Die Störungen durch unsere Proteste tun uns sehr leid, aber sie sind nicht grundlos, wie uns auch immer wieder von wissenschaftlicher Seite bestätigt wird", sagt Florian Mayr (32), ausgebildeter Elektrotechniker.
An den Bürgermeister gerichtet sagt er: “Wie unsere heutige Aktion könnte er die Proteste beenden, indem er längst überfällige Maßnahmen, wie sie etwa der Klimarat vorschlägt, endlich umsetzt."
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Klimastabstelle für Linz
Dem entgegnet die Sprecherin des Bürgermeisters, dass die Stadt Linz sehr wohl etwa tue, es gebe nicht umsonst die eigenständig eingerichtete Klimastabstelle.
Linz ist eine Industriestadt und hat einen großen Anteil am CO2- Ausstoß, doch man könne nicht alles von heute auf morgen umstellen, heißt es von Seiten des Bürgermeister-Büros. Es gebe deshalb Strategien, in der Voest auf Wasserstoff umzustellen sowie eine PV-Offensive und Begrünungsmaßnahmen.
Doch mit einer versiegelten Fläche von 116 Quadratmetern pro Kopf sei Linz trauriger Spitzenreiter in Österreich, hält eine angekettete Person beim Protest fest, "das scheint unserem Bürgermeister aber alles vollkommen egal zu sein".
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