Warum ÖVP und FPÖ den Radweg auf der Nibelungenbrücke blockieren

Warum ÖVP und FPÖ den Radweg auf der Nibelungenbrücke blockieren
Landesrat Steinkellner (FPÖ) und Verkehrsstadtrat Hajart (ÖVP) stoppen das Radfahrprojekt "aus Sicherheitsgründen".

In einer gemeinsamen Aussendung geben der oö.-Verkehrslandesrat Günter Steinkellner (FPÖ) und der Linzer Verkehrsstadtrat Martin Hajart (ÖVP) schon eine Woche nach Start des Provisoriums bekannt: "Nach Rücksprache mit Polizei und Linz Linien ist ein Teilabbruch des Pilotprojekts aus Sicherheitsgründen und für einen reibungslosen Öffi-Verkehr erforderlich."

Steinkellner spricht in der Aussendung sogar von einer dreiwöchigen Testphase, obwohl das Projekt offiziell erst nach Fertigstellung aller Bauarbeiten mit 7. April, also genau vor acht Tagen, gestartet wurde. 

Gestrichen wird das Radwegprovisorium auf der "Oberwasserseite", also auf jener Seite, auf der sich auch das Neue Rathaus befindet. 

97 brenzlige Situationen

Grundlage für die Entscheidung war eine Stellungnahme der Linz Linien, laut der es seit Projektstart zu 97 dokumentierten brenzligen Situationen zwischen Straßenbahnen und Fahrzeugen auf der Brücke gekommen sei, die gesetzten Maßnahmen würden den Straßenbahnverkehr erschweren.

Hajart und Steinkellner führen auch Gespräche mit dem Linzer Stadtpolizeikommandanten Klaus Hübner sowie Chefinspektor Heinz Oberauer, dem Leiter des Verkehrsreferats im Stadtpolizeikommando Linz, ins Treffen, dass es im morgendlichen Staugeschehen auf der Brücke zu engen Verhältnissen und demnach zu gefährlichen Situationen kommen könne.

Radstreifen Nibelungenbrücke Linz

FPÖ und ÖVP bringen den Radfahrerinnen udn Radfahrern diese Situation zurück

Für Steinkellner ist damit klar: "Es hat sich klar gezeigt, dass die Leistungsfähigkeit – insbesondere für den morgendlichen Pendelverkehr – auf der oberen Flussseite der Nibelungenbrücke nicht ausreichend gegeben war. So bleibt die unumstößliche Erkenntnis, dass diese Form einer Radweglösung auf der Nibelungenbrücke nicht zukunftsfähig realisierbar ist." 

"Keine Einschränkungen für motorisierten Verkehr"

Er höre in der Politik auf die Mehrheit, die das Projekt ablehne und unterstrich seinen Fokus auf das Auto: Man müsse nachdenken, wie die Radverkehrssituation auf der Nibelungenbrücke nachhaltig verbessert werden könne, "ohne dass es zu Einschränkungen für den motorisierten Verkehr kommt".

Und auch Hajart versichert: "Wir haben alles versucht und an allen erdenklichen Rädchen gedreht, aber wenn das Projekt im Praxistest in puncto Sicherheit nicht besteht, müssen wir das Pilotprojekt stoppen." Man werde "gemeinsam eine bessere Lösung finden", so Hajart.

Warum ÖVP und FPÖ den Radweg auf der Nibelungenbrücke blockieren

Beim Lokalaugenschein blockierten Autofahrer die Gleise

Seine erste Überlegung: Einen "Zubau" auf der "Oberwasserseite" an der Nibelungenbrücke andenken, um dort Platz für Radfahrer zu schaffen. Diese - kostentechnisch wohl ungleich teurere - Variante will Hajart mit dem Land abklären. Und gleichzeitig den Denkmalschutz für die Brücke hinterfragen, der derartige Maßnahmen bisher erschwere. 

Radfahr-Organisationen wie die Radlobby Linz reagieren überrascht. Und verärgert. "Und was ist mit der Sicherheit der Radfahrer?", fragt Thomas Hofer. 

"Bankrotterklärung der angeblichen Fahrradstadt"

Für ihn ist die Rücknahme des Radwegprovisoriums "eine Bankrotterklärung der Fahrradstadt Linz von Martin Hajart und der Klimahauptstadt Linz von Dietmar Prammer", bei der "die Interessen der Linzerinnen und Linzer unter die Räder kommen".

Warum ÖVP und FPÖ den Radweg auf der Nibelungenbrücke blockieren

Autofahrer fuhren bei Stau in die Kreuzung ein und blockierten und gefährdeten so Radfahrer und Fußgänger.

Der wahre Skandal ist für Hofer, dass das Projekt schon nach einer Woche abgebrochen wird: "Das ist doch nur mehr lächerlich." In dieser kurzen Zeit könne sich eine deratig große Veränderung gar nicht einspielen. 

"Radfahrer sind die Lösung, nicht das Problem"

Und er betont erneut: Durch die neue Westringbrücke sei noch mehr Verkehr erzeugt worden. Dabei sei das Gefäß Linz mit Autos bereits übervoll. Hofer: "Radfahrer und Fußgänger sind nicht das Problem, sondern die Lösung für den Stau in Linz."

Es brauche einerseits Impulse, auf das Rad umzusteigen, und eine bessere Infrastruktur. Und die sei auf der Nibelungenbrücke mit dem Provisorium geboten worden. 

"Gerade auf der Seite des Neuen Rathauses, wo die Infrastruktur für Radfahrer durchgängig eingerichtet wurde, war es jetzt auch für meine kleine Tochter möglich, sicher über die Brücke zu fahren. Jetzt steht sie dann wieder an der Bordsteinkante direkt neben dem großen Lkw", ist er verärgert. 

Für ihn ist auch klar: "Die Politik vertritt hier nicht die Interessen der Menschen." Auch Bürgermeister Prammer hätte sich mehr einbringen müssen. 

"Verbesserungen für Radverkehr verkommen zur Farce"

Und während die Linzer FPÖ der Entscheidung Beifall spendet, kommt Kritik von den Linzer Grünen. Klimastadträtin Eva Schobesberger: "Das Vorhaben, mehr Platz für den Radverkehr auf der Nibelungenbrücke zu schaffen, verkommt zur Farce." Jetzt sei auch Hajart mutlos eingeknickt, nachdem Steinkellner schon vor Beginn der Testphase das Projekt einstellen wollte.

Für sie steht fest: "Eine derart kurze Evaluierungsphase lässt eine ernsthafte Bewertung der Veränderung der Verkehrssituation nicht zu und ist keine solide Grundlage, langfristige Tatsachen zu schaffen." 

Dass im Vorfeld dieser Veränderung keine große Info-Kampagne erfolgt ist, lässt für Schobesberger nur einen Schluss zu: Dass das Projekt von den Verantwortlichen in Wirklichkeit nicht gewollt war und man zumindest einen neuen Radweg rasch wieder verschwinden lassen wollte. 

Kritik kommt auch von der SPÖ. „Anstatt echte Fortschritte in Richtung klimafreundlicher Stadt zu machen, wird der Radverkehr wieder einmal als erstes geopfert. Das ist rückschrittlich und unverantwortlich“, erklärt Klubobmann Stefan Giegler. 

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