Österreich, 2024: Menschen werden auf der Straße attackiert, verhöhnt und angespuckt, wenn sie sich als homosexuell zu erkennen geben. Wenn sie sich öffentlich küssen, Hände halten, sich umarmen - oder ein Pride-Outfit tragen. Das ist zum Beispiel nach der Linz Pride im Vorjahr passiert.
Mehr als 10.000 Menschen aus Linz, Oberösterreich und weit darüber hinaus werden kommenden Samstag in der Stadt erwartet. Gemeinsam setzen sie ein Zeichen für Respekt, Toleranz, Vielfalt und Liebe. Die Linz Pride 2024 steht unter dem Motto "Ein queerer Feiertag für alle".
Was ist geplant, was ist neu und welche Reaktionen sind zu erwarten?
Im Vorjahr war die Aufregung groß, als - nachdem die Homosexuellen-Initiative Linz (HOSI) das Datum für 2024 verkündet hatte - auch der Termin für das Lido Sounds Festival bekanntgegeben wurde - und die beiden Termine sich überschnitten. Die HOSI musste umdisponieren und die Pride 2024 auf 6. Juli verschieben.
Neue Route durch Linz
Neu ist also nicht nur das Datum außerhalb des Pride Month Juni, sondern auch die Strecke: "Wir wollten uns nicht darauf verlassen, dass eine Woche nach dem Lido das Urfahrmarkt Gelände schon komplett geräumt ist, deswegen starten und enden wir heuer im Volksgarten und haben eine andere Route gewählt", sagt Michael Müller, Leiter der HOSI Linz. Dazwischen sind Goethestraße, Pfarrplatz, Taubenmarkt und Landstraße weitere Fixpunkte.
Außerdem wird es mehr Sicherheitspersonal und auch mehr Polizeipräsenz vor Ort geben, so Müller. Dafür gebe es keinen konkreten Anlass, keine direkte Bedrohungslage, nur ein "großes Bedürfnis, die Veranstaltung wirklich sicher durchführen zu können". Seit Jahren funktioniere diesbezüglich die Zusammenarbeit mit der Linzer Polizei vorbildlich.
Gegendemos habe es in Linz bis dato noch nie gegeben, aber eben immer wieder Vorfälle. Reaktionen wie jene vor zwei Wochen nach der 1. Salzkammergut-Pride in Bad Ischl erwartet Müller nicht. Dort gab es nach der Premiere der Regenbogenparade allerhand ablehnende Meldungen seitens der FPÖ.
Der blaue Ischler Gemeinderat Harald Kotschy sprach von einer "Bürgerbelästigung, die dem Salzkammergut aufs Auge gedrückt wurde". Und er wettert weiter: "Ziel der "LGBTIQ+Queer-Bewegung ist die gesellschaftliche Totaltransformation durch Zerstörung aller 'bürgerlicher Elemente' in der Gesellschaft, insbesondere des Instituts der Ehe und Familie."
Statements dieser Art versteht Michael Müller von der HOSI Linz nicht: "Da herrscht bei mir völliges Unverständnis. Es wird ja niemand gezwungen, hinzugehen. Und die Wortwahl schießt weit übers Ziel hinaus."
Er freue sich über die klare Unterstützung der Ischler Bürgermeisterin Ines Schiller, die selbst bei der Salzkammergut Pride dabei war.
Homophobie sofort melden
Prinzipiell fordert Michael Müller dazu auf, homophobe Vorfälle sofort der Polizei zu melden, damit diese auch statistisch erfasst werden können und nicht immer von Dunkelziffern die Rede sei. Wer gerne anoym bleiben oder sich nicht an die Polizei wenden möchte, kann Vorfälle auch auf der Homepage der Linz Pride melden.
Was tut sich sonst in der queeren Szene in Linz? Anlässlich des Pride-Monats Juni gab es etliche Veranstaltungen, erst kürzlich wurde verkündet, dass in der Weissenwolffstraße das Linzer LGBTIQ*-Kompetenzzentrum entsteht. Als kooperatives Projekt von Stadt Linz sowie den Beratungsorganisationen Bily und Courage soll es dort niederschwellige Erstberatung und Informationen für queere Menschen und deren Umfeld geben.
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