Linz: Lufttaxi soll noch dieses Jahr auf Teststrecke abheben
Von unten sieht es etwas wie eine Blume aus, von der Seite ein bisschen wie eine Spinne mit acht Beinen – auf alle Fälle wirkt es etwas weltfremd und doch soll es in Linz eines der neuen Verkehrsmittel werden: das Lufttaxi. Noch dieses Jahr wollen die Stadt Linz, die Linz AG und die Firma FACC (Hersteller von Flugzeugkomponenten in Ried im Innkreis, Anm.) die erste Teststrecke simulieren.
„Linz braucht eine neue Mobilitätsform“, das ist sich Andreas Perotti von der FACC sicher. Denn der Boden – also Straße und Schiene – sei bereits zu sehr ausgelastet. Die Lösung: ein völlig neues „Ökosystem“ in der Luft.
"Ökosystem" Lufttaxi
„Während sich autonomes Fahren in den bestehenden Verkehr integrieren muss, braucht es das beim Fliegen nicht“, sagt Perotti. Dafür warten andere Herausforderungen, wie Landeflächen, Ladestationen, Buchungsprozesse und Flugraumüberwachung.
Um die noch offenen Fragen zu erörtern, brauche es eine Teststrecke. Diese soll laut Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) noch dieses Jahr entstehen. Das Lufttaxi an sich ist laut Perotti serienreif.
Kofferraum inklusive
Der Durchmesser des Fluggerätes misst fünf Meter. Platz haben darin zwei Personen inklusive Gepäck, denn auch ein Kofferraum ist vorhanden. 260 Kilogramm darf der „Inhalt“ wiegen. Fliegen wird das Taxi autonom – sprich ohne Pilot.
Für Luger ist das Konzept kein Ersatz für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, aber eine Ergänzung. So könne man am Flughafen in Hörsching vom Flugzeug aussteigen und mit dem Lufttaxi nach Linz ins Hotel fliegen.
Die Linz AG sieht Potenzial in dem neuen Transportmittel. „Ziel ist es, einen Nutzen für möglichst viele Personen zu schaffen“, heißt es aus dem Unternehmen. Auch Notfalltransporte wären eine Option. „Das Lufttaxi wird nicht die Antwort auf alles sein, aber auf vieles“, so Perotti.
Wo genau die erste Lufttaxistrecke mit einem Flugkörper und zwei Landeflächen in der oberösterreichischen Landeshauptstadt entsteht, ist laut Linz AG noch in Diskussion. „Wir haben einige Möglichkeiten. Sie wird aber weitestgehend über unbebautes Gebiet verlaufen“, heißt es vonseiten der Linz AG.
Bürgermeister Lugers „Lieblingsstrecke" wäre jene vom Urfahraner Jahrmarkt-Gelände über die Donau zum Brucknerhaus. „Diese Strecke werden wir auch Ministerin Gewessler präsentieren“, sagt Luger.
Taxi für 300.000 Euro
Platz braucht die Teststrecke nicht viel: „Die Flugtaxis können auf einen Zentimeter genau landen. Berücksichtigt man die Größe des Geräts, reicht eine Landefläche, die im Durchmesser 15 Meter hat“, sagt Perotti.
Somit seien auch die Kosten erst einmal sehr überschaubar. Sowohl von der Linz AG als auch von der FACC heißt es, dass jeder seinen Beitrag dazu leisten wird. Würde das Projekt dann großflächig umgesetzt, spiele sich der Gesamtbetrag laut Perotti im niedrigen sechsstelligen Bereich ab. Momentan koste das Flugtaxi allein etwa 300.000 Euro. „In Serie werden diese natürlich billiger“, so Perotti.
In China fliegen derzeit schon etwa 50 „Airtaxis“, vorerst noch auf Teststrecken. Die Kommerzialisierung soll dieses Jahr stattfinden. „Wir können bereits auf hohe Erfahrungswerte der chinesischen Partnerfirma zurückgreifen“, sagt Perotti.
Bis es aber so weit ist, dass auch in Linz die ersten wagemutigen Passagiere mit Flugtaxis regelmäßig von A nach B fliegen, dauert es noch. Denn zuerst muss man laut Luger und FACC die nötigen Bewilligungen einholen. Im Zuge der Teststrecke darf auf alle Fälle noch niemand in dem neuartigen Gerät mitfliegen.
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