Liga auf wackeligen Beinen

ÖFB-Präsident Leo Windtner
ÖFB-Präsident Leopold Windtner sieht keine Notwendigkeit zu neuerlicher Reform der Zweiten Liga. Von Gerhard Marschall.

Die Rieder dürfen weiterhin von der Rückkehr in die höchste Spielklasse träumen. Die Zweite Liga wird jetzt doch zu Ende gespielt. 15 der 16 Vereine haben sich dazu durchgerungen, einzig Lafnitz war dagegen. Angesichts des wochenlangen Gerangels um Abbruch oder Fortsetzung ohne Zuschauer kam die klare Entscheidung einerseits überraschend, zeigte andererseits aber die Zerrissenheit der Liga auf. Da wirtschaftlich auf eher schwachen Beinen, kann sich ein Großteil der Klubs Geisterspiele ohne Eintrittserlöse schlichtweg nicht leisten. Nur weil mit finanzieller Unterstützung für die Ausfälle gerechnet werden darf, stimmten sie schließlich zu. Und nicht zuletzt auch, weil sich ansonsten die Sinnfrage stellen würde.

Zwei Welten

Die aktuelle Ausnahmesituation macht jedoch nur das grundlegende Problem deutlich. 2018 wurde das österreichische Fußballgebäude wieder einmal umgebaut. Die Bundesliga wurde von zehn auf zwölf Teams aufgestockt, die Klasse darunter von zehn auf 16. Also rückten insgesamt acht Vereine aus den Regionalligen auf, Absteiger gab es keinen. Die semiprofessionelle Zweiklassengesellschaft war installiert, das Dilemma programmiert. Die einen orientieren sich nach oben, in Richtung Profibetrieb, die anderen wollen mit nebenher berufstätigen Amateuren auskommen.

Schwächen des neuen Formats

Auch punkto Infrastruktur, Zuschauerzahlen, Sponsoren, Wirtschaftskraft tun sich zwei Welten auf. Schon nach dem ersten Spieljahr zeigte das neue Format seine Schwächen. Wiener Neustadt wurde die Lizenz für eine weitere Saison verweigert – Zwangsabstieg. Wacker Innsbruck II wiederum wurde von der ersten Mannschaft hinunterbugsiert, da zwei Teams aus demselben Stall in einer Liga nicht erlaubt sind. Somit blieb der Tabellenletzte Vorwärts Steyr vom Abstieg verschont. Der wurde nicht sportlich, sondern anderweitig entschieden.

TV-Gelder

Kurios ging es auch schon vorher zu. So verzichtete am Ende der Saison ’14/’15 Bundesliga-Absteiger Grödig auf die Teilnahme in Liga zwei, die beiden Austrias aus Salzburg und Klagenfurt bekamen keine Lizenz mehr. Der Weg für alle drei Regionalliga-Meister – unter ihnen Blau Weiß Linz – war damit kampflos frei. Das Problem liegt in der Konstruktion und damit verbunden in der Aufteilung der TV-Gelder. Die kommen ausschließlich der Bundesliga zugute, während die Zweite Liga leer ausgeht. Dazu kommt als spezielles Phänomen ein gewisses Glücksrittertum. Immer wieder entdeckt ein lokaler Gönner die Liebe zum Fußball, lässt sich die einiges kosten und pusht seinen Verein nach oben. Doch irgendwann geht dem Projekt die Luft aus und es verglüht wie eine Sternschnuppe. Alles zusammen ergibt ein eher wackeliges Haus, das in Krisenzeiten ins Wanken gerät.

Vorbild deutsche Bundesliga

Er begrüße die Entscheidung der Zweitligisten sehr, sagt ÖFB-Präsident Leo Windtner gegenüber dem KURIER: „Weil Fußball grundsätzlich auf dem grünen Rasen und nicht vor Gericht entschieden werden soll.“ Klar sei aber auch, „dass man den Vereinen eine gewisse Solidarität angedeihen lässt“. Darüber werde es Gespräche geben müssen. Beispiel dafür könne Deutschland sein, wo die Bundesliga unterklassigen Klubs durch eine teilweise Umverteilung von TV-Geldern beisteht.

Saison fertig spielen

Wichtig ist laut ÖFB-Boss jetzt, in den beiden obersten Spielklassen die Saison zu Ende zu bringen. Danach müsse Resümee gezogen werden. Für eine neuerliche Liga-Reform sieht Windtner jedoch keinen Grund: „Das steht derzeit nicht auf der Agenda.“ Es sei denn, Corona würde neuerlich in extremer Weise zuschlagen.

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