Leistungsknick durch Q10-Mangel

Ernährungsmedizinerin Kranz gibt wöchentlich Gesundheitstipps
Mikroernährung: Q 10 ist das zentrale Enzym für die Bereitstellung von Energie im Körper.

In den vergangenen Wochen suchen immer wieder erschöpfte SportlerInnen meine Ordination auf. So wie das Wetter um diese Zeit oft verrückt spielt, verhält sich auch der trainierte Körper um diese Jahreszeit nicht immer nach Plan. Kein Wunder. Die Langdistanzathleten – seien es nun Triathleten oder Ultratrailläufer – haben eine lange Zeit des Grundlagentrainings hinter sich und nun steigen nicht nur die Trainingsumfänge, sondern auch die Intensität. Gerade jetzt auszufallen, stellt für viele Sportler Innen – egal welcher Leistungsklasse – das Horrorszenario schlechthin dar.

Leistungsknick durch Q10-Mangel

Abgesehen von der Nervosität steigen auch die Reizbarkeit, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Infektanfälligkeit. Gerade jetzt auszufallen stellt für viele SportlerInnen – egal welcher Leistungsklasse – das Horrorszenario dar. Da komme ich ins Spiel. Nach einem Gespräch führe ich zumeist eine Blutabnahme durch, wo ich neben einem Blutbild auch Werte wie Eisen, Zink oder Vitamin B12 überprüfe. Finden sich keine Auffälligkeiten, gehen wir oft einen Schritt weiter und analysieren spezielle Werte wie zum Beispiel das Coenzym Q10. Männern sagt dieser Begriff meistens nichts, wir Damen kennen es sehr gut, schmieren wir es uns doch für das Anti-Aging ins Gesicht und gegen Cellulite auf die Oberschenkel. Wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit sind mir leider nicht bekannt, die Funktion im Körper ist jedoch unumstritten.

Zentrales Enzym

Coenzym Q10 oder Ubichinon ist biochemisch gesehen ein Elektronen- und Protronen-Überträger. Es ist das zentrale Enzym in Ihrem Körper, das für die Bereitstellung von Energie verantwortlich ist. Ist nicht genug davon vorhanden, leidet unter anderem unsere Leistungsfähigkeit, was sich natürlich auch in unserer Muskulatur widerspiegelt. Ein Mangel an Ubichinon führt aber auch zu vermehrten freien Radikalen, da es durch seine biochemische Funktion antioxidativ wirkt. Das bedeutet andersherum, dass Coenzym Q10 als Nahrungsergänzungsmittel in der Behandlung von Immunschwäche, Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Parkinson oder auch Krebserkrankungen unterstützend eingesetzt wird. Sein bekanntester medizinischer Einsatz findet sich allerdings als Begleittherapeutikum von cholesterinsenkenden Medikamenten, da es deren häufigste Nebenwirkung, nämlich Muskelschmerzen, reduziert.

Mangelsituation

Und damit sind wir wieder bei meinen erschöpften Sportlern. Das Problem bei vielen Mikronährstoffen ist, dass man weiß, welche Lebensmittel sie enthalten, jedoch nicht, wie hoch die Aufnahme aus dem Darm ins Blut ist. Coenzym Q10 ist vor allem in Fleisch, Fisch und hochwertigen Ölen wie Rapsöl enthalten. Muskelrelevante Substanzen wie auch das Eisen werden aus tierischen Produkten besser aufgenommen, die Vermutung liegt nahe, dass es sich auch beim Ubichinon so verhält. So kann der ernährungsbewusste Mensch, der sich großteils pflanzenbasiert ernährt, schnell in eine Mangelsituation kommen. Diese macht sich durch einen Leistungsknick bemerkbar. So wenig man über die Aufnahme durch die Nahrung weiß, so gibt es doch Untersuchungen, die zeigen, von welcher Dosis als Nahrungsergänzungsmittel der Körper profitiert. Ist der Ausgangswert bekannt, kann der Mangel also durch Kapseln, Spray oder Infusionen behoben werden. Damit bekommen die Muskeln neue Power und der Weg zu einem sportlichen Happy End gestaltet sich weniger steinig.

Silke Kranz ist diplomierte Sport- und Ernährungsmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell.

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