Leid erhebt, Mitleid erniedrigt

Diese bayerische Klasse hat sich aus Mitgeführl mit einem an Krebs erkranken Mitschüler die Köpfe kahlgeschoren
Mitleid – Mitgefühl: In der vergoldeten Scheide des Mitleids steckt mitunter der Dolch des Neides, meinte Nietzsche.

Persönlich habe ich mit niemandem Mitleid. Warum soll ich auch mit jemandem leiden? Ich habe aber sehr wohl Mitgefühl. Ich fühle mit, was aber noch lange nicht heißt, dass ich mitleide. „Wer mit anderen Mitleid hat, bemitleidet sich selber“, sagte Charles de Montesquieu, französischer Schriftsteller und Philosoph. „In der vergoldeten Scheide des Mitleids steckt mitunter der Dolch des Neides“, meinte Friedrich Nietsche.

Missbrauchsopfer

Mitleid ist die gefühlte Anteilnahme an Schmerz und Leid anderer. Mitleid ist ein zentraler Begriff der christlichen Tradition. Aber: Hat die römisch-katholische Kirche tatsächlich Mitleid oder Mitgefühl mit den tausenden Missbrauchsopfern? Ich habe hier ernsthafte Zweifel, auch wenn manche kirchliche Behörden es noch so oft postulieren. Die römisch-katholische Kirche kennt diese Worte zwar, lebt sie aber vielfach nicht, auch wenn sie das immer wieder versichert. Beweihräuchernde Worten und Demutsgesten ändern meist wenig.

Mitleid als Tugend

Mitleid wird in der abendländischen Tradition im Kontext von Moral und Ethik als positive Eigenschaft oder Tugend verstanden. Es werden in der Regel zwei Grundformen des Mitleids unterschieden: das pathologische Mitleid, das heißt, wir sind leiblich betroffen. Die zweite Form des Mitleids ist die durch Vernunft geleitete. Aristoteles unternahm in der Antike als erster den Versuch, das Mitleid zu definieren, er zählt es zu den Affekten.

Schmerz

Mitleid sei definiert als eine Art Schmerz über ein anscheinend leidbringendes Übel, das jemanden trifft, der es nicht verdient, ein Übel, das erwartungsgemäß auch uns selbst oder einen der Unsrigen treffen könnte. Denn es ist klar, dass derjenige, der Mitleid empfinden soll, gerade in einer solchen Verfassung sein muss, dass er glaube, er selbst oder einer der Seinen würde ein Übel erleiden. Ferner haben wir Mitleid mit denen, die uns bezüglich Alter, Charakter, Gewohnheiten, sozialer Stellung und Herkunft ähnlich sind.“

Der französische Schriftsteller Gustave Flaubert meinte, man müsse immer auf der Hut vor Mitleid sein. . Immer davor auf der Hut sein“. Gustave Flobert. „Mit-Leiden ist mehr als Mitleid“, definierte Emil Frommel, deutscher Theologe und Schriftsteller. „Mitleid ist schwerer zu ertragen als Leid. Leid erhebt, Mitleid erniedrigt“, sagte die deutsche Lyrikerin Anita Menger. „Die großartigste Schwäche des Menschen ist sein Mitleid“, so der deutsche Maler und Schriftsteller Thomas Niederreuther.

Feingefühl

„Das Gefühl kann viel feinfühliger sein als der Verstand scharfsinnig“ (Viktor Frankl, österreichischer Neurologe und Psychiater). Empathie (Mitgefühl) bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Grundlage der Empathie ist die Selbstwahrnehmung. Je offener eine Person für ihre eigenen Emotionen ist, desto besser kann sie auch die Gefühle anderer deuten. Empathie spielt in vielen Wissenschaften und Anwendungsbereichen eine fundamentale Rolle, von der Kriminalistik über die Politikwissenschaften bis hin zur Psychiatrie und zum Marketing.

Empathie

Nach dem amerikanischen Psychologen Paul Ekman handelt es sich weder bei Empathie (Mitgefühl) noch bei Mitleid um Emotionen, sondern um Reaktionen auf die Emotion eines anderen Menschen. Ferner unterscheidet er zwischen kognitiver und emotionaler Empathie: „Kognitive Empathie lässt uns erkennen, was ein anderer fühlt. Emotionale Empathie lässt uns fühlen, was der andere fühlt, und das Mitleiden bringt uns dazu, dass wir dem anderen helfen wollen.

Führungsstärke

Leonardo Badea, rumänischer Professor für Finanzdienstleistungen, bezeichnet Empathie als eine Fähigkeit, die in nahezu allen Lebensbereichen entscheidend für den Erfolg ist. Menschen und vor allem Führungskräfte mit besonders ausgeprägten empathischen Fähigkeiten hätten bessere persönliche Beziehungen und könnten sich selbst und andere stärker motivieren. „Sie lernen schneller und genießen ein größeres Vertrauen.“

Alois Zangerle ist Unternehmensberater und akademischer Exportkaufmann

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