Lea im Lustgarten der Könige

Die 25-jährige Lea Siegl 
Olympische Spiele. Die Reiterin Lea Siegl muss in Versailles Vielseitigkeit beweisen. Von Gerhard Marschall.

Rund um Ostern schien es, als wären die olympischen Träume mit einem Mal geplatzt. Für die Spiele in Paris qualifiziert, war Lea Siegl bei einem Ausritt gestürzt – Diagnose Wadenbeinbruch. „Es ist Gott sei dank alles gut verheilt“, sagt die 25-jährige Mühlviertlerin. Allerdings sei sie mit dem Training zwei Monate im Rückstand.

Im Schloss Versailles

Dort, wo einst die französischen Könige lustwandelten und ihren Luxus auslebten, bis sie von der Revolution weggefegt wurden, finden die Reitbewerbe statt. Der Park von Schloss Versailles wurde vorübergehend zur Sportarena umgebaut, in der Lea Siegl ihren großen Auftritt haben wird. Sie wird in der Vielseitigkeit antreten, die aus drei Disziplinen besteht.

Dressur am 27. Juli

Zum Auftakt steht am 27. Juli die Dressur auf dem Programm, tags darauf folgt der Geländeritt, wieder einen Tag danach das finale Springreiten. Das Reiten wurde, wie gesagt wird, Lea in die Wiege gelegt. „Ich reite, seit ich denken kann. Mit drei habe ich mein erstes Pony bekommen.“ Vater Harald – er war bei den Olympischen Spielen 2004 in der Vielseitigkeit am Start – betreibt in Hargelsberg (Bez. Linz-Land) einen Reitstall. Er ist auch Leas großes Vorbild: „Ich habe ihm viel zu verdanken.“ 

Lea im Lustgarten der Könige

Springen ist einer drei Bewerbe Siegls in der Vielseitigkeit

Der Papa wird die Tochter bei Olympia als Trainer betreuen. Vorausgesetzt, ihre Verletzung bereite ihr keine Probleme, gibt er ihr gute Chancen. Im Gelände sei sie sowieso stark, „hier kann sie mit jedem mitreiten“. Ebenso im Springparcours, hier könne sie 80 Prozent Null-Fehler-Ritte vorweisen, sagt der Vater. In der Dressur wiederum habe sie sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht, was das Urteil der Richter durchaus beeinflussen könne.

Zwei Pferde zur Auswahl

Lea Siegl hat zwei Pferde zur Auswahl. Das Reglement schreibt vor, dass sie im Olympiajahr ein Qualifikationsturnier absolvieren, quasi einen letzten Fitnesstest bestehen müssen. An diesem Wochenende tritt sie mit dem 17-jährigen Wallach DSP Fighting Line in Babórowko/Polen an, zwei Wochen später mit dem 14-jährigen Wallach Van Helsing in Avenches/Schweiz.

Das sei grundsätzlich eine Routineübung, ist Lea Siegl überzeugt. Es komme aber darauf an, wie es um ihre Fitness bestellt sei. Auch müsse wieder volles Vertrauen zwischen ihr und den Pferden aufgebaut werden.

Training im Reitgut ihres Lebensgefährten

Zurzeit lebt und trainiert die Heeressportlerin in Überlingen/Deutschland am Bodensee. Dort betreibt die Familie ihres Lebensgefährten Felix Vogg (33) das Reitgut Weierhof. Felix wird mit der Schweizer Mannschaft ebenfalls am olympischen Vielseitigkeitsbewerb teilnehmen. Derweil Lea außer Gefecht war, hat er ihre Pferde trainiert. Für welches sie sich entscheiden wird, ist offen.

Pferde sind in Form

„Beide sind gut in Form“, sagt sie: „Favorit ist der Fighti.“ Mit seiner Schnelligkeit und Wendigkeit komme ihm der kurvige Geländeparcours entgegen. Auch habe er habe mehr Erfahrung, war schon bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio ihr Partner. Damals hat Siegl – als jüngste Teilnehmerin im Feld – den hervorragenden 15. Platz belegt. „Auf jeden Fall besser sein“ wolle sie dieses Mal, sagt sie: „Top Ten wäre schon ein Ziel.“

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