Land Oberösterreich genehmigt umstrittene Gasbohrungen in Molln

Land Oberösterreich genehmigt umstrittene Gasbohrungen in Molln
Umweltdachverband prüft Einspruch gegen Bescheid, Bürgermeister hätte sich "mehr Priorität auf Naturschutz" gewünscht.

Das Land Oberösterreich hat die umstrittenen Gasprobebohrung in Molln durch die Firma ADX Energy genehmigt. Das bestätigt die Abteilung Naturschutz des Landes. Aus dem Büro von Naturschutz-Referent Manfred Haimbuchner (FPÖ) hieß es gegenüber der APA lediglich: "Die Naturschutzbehörde hat die Eingaben des Antragstellers geprüft und ist zu dem Ergebnis gelangt, dass die gesetzlichen Voraussetzungen für eine positive bescheidmäßige Erledigung vorliegen.“

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Die ADX Vie GmbH - eine Tochterfirma des in Australien gelisteten Explorationsunternehmens ADX Energy - will nun noch in diesem Winter mit Gas-Probebohrungen in Molln (Bezirk Kirchdorf) starten. Bisher fehlte dazu die naturschutzrechtliche Bewilligung. Montanrechtlich war die Probebohrung bereits genehmigt.

„Die Vorbereitungen laufen bereits“, sagte ein ADX-Sprecher am Mittwoch gegenüber der APA. Die Herstellung des Bohrplatzes werde etwa sechs Wochen in Anspruch nehmen, die eigentliche Bohrung ebenfalls. Danach durchzuführende Tests würden wieder einige Wochen dauern. Erst dann wird man wissen, ob oder wie viel Gas gefunden wurde.

Sollte Gas gefunden werden, befürchten Naturschützer bis zu 25 Bohrstellen im Gebiet rund um den Nationalpark Kalkalpen. ADX dementierte das und spricht von fünf bis sechs Bohrstellen, die allerdings - ebenso wie eine dann wohl nötige Pipeline - auch erst beantragt und genehmigt werden müssten.

Land Oberösterreich genehmigt umstrittene Gasbohrungen in Molln

Der Mollner SPÖ-Bürgermeister Andreas Russmann hat den Bescheid noch nicht gelesen, weiß aktuell nur, dass "die Bohrungen mit wenigen Auflagen genehmigt" worden seien. Er hat das in der Kenntnis der "Meinung von Naturschutzlandesrat Haimbuchner (FPÖ, Anm.)" erwartet. Gut sei aber, dass es jetzt endlich eine Entscheidung gebe, sagt der Bürgermeister, "mit der getroffenen Interessensabwägung muss man sich abfinden". 

Bürgermeister hätte es lieber anders gehabt

Wobei er auf KURIER-Nachfrage betont: "Ich hätte es lieber gehabt, wenn dem Naturschutz in dem Bereich mehr Bedeutung zugemessen worden wäre." Mit dem Bereich meint er die jetzt genehmigte Bohrstelle. Diese liegt rund zwölf Kilometer von der Ortschaft Molln entfernt im Jaidhaus, einem Talschluss der Krummen Steyrling.

"Dort haben wir die Natur in unserem Gemeindegebiet, im Norden und Westen haben wir Betriebe", sagt der Bürgermeister, "diese Dualität wird durch den genehmigten Bergbau (die Gasprobebohrungen, Anm.) aufgelöst."

ADX will in sechs bis acht Wochen mit Bohrungen beginnen

Das Unternehmen selbst will mit dem Bescheid in der Hand so rasch wie möglich mit den Probebohrungen beginnen. "Je nach Boden- und Witterungsverhältnissen wird es bis zu acht Wochen dauern, bis die tatsächliche Probebohrung in Angriff genommen werden kann", sagt ADX-Chef Paul Fink.

Laut dem Bescheid folgt ADX dem „Gebot der Eingriffsminderung“, betont das Unternehmen in einer Aussendung, es seien daher keine wesentlichen Beeinträchtigungen des Naturhaushalts, des angrenzenden Naturschutzgebietes Jaidhaus und der Region Nationalpark Kalkalpen zu erwarten. 

Die Versorgung Österreichs mit Erdgas aus bundeseigenem Rohstoff und die Verringerung der Abhängigkeit von zweifelhaften Gasquellen habe die öffentlichen Interessen am Erhalt des Landschaftsbildes überwogen, freut sich ADX über den Bescheid. 

In dieses Horn stößt auch das Land. Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner: „Oberösterreich treibt den Ausstieg aus den fossilen Energien vehement voran. So setzen wir insbesondere auf die Schlüsseltechnologie Wasserstoff. Zugleich ist klar, dass es gerade für Oberösterreichs Industrie in einer Übergangsphase noch Energieträger wie Erdgas zur Überbrückung brauchen wird." Deshalb begrüße man dass nach Gas in Oberösterreich gesucht werden könne.  

Nicht alle mit Entscheidung zufrieden

Der Umweltdachverband sowie die Bürgerinitiative Pro Natur Steyrtal kritisieren das Projekt nach wie vor. Der Umweltdachverband werde den Bescheid in den nächsten Tagen intensiv prüfen und, sofern die erwarteten EU-rechtlichen Mängel vorliegen, eine Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht erheben, heißt es in einer Aussendung. 

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"Es ist bitter und beschämend, dass just zum Start der EU-Klimakonferenz die Entscheidung zum Durchwinken dieses spekulativen und rückwärtsgewandten Fossil-Projektes erfolgt", ist Franz Mair, Chef des Umweltdachverbandes, fassungslos. Er appelliert an die Landesregierung, das Projekt zu stoppen: "Es setzt unsere Zukunft aufs Spiel."

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Christian Haitzenbichler, Sprecher der Initiative ProNaturSteyrtal, ergänzt: "Die Spitze der Nachfrage nach Gas wird noch in diesem Jahrzehnt erreicht. Wer Pariser Klimaziele erreichen will, kann nicht gleichzeitig fossile Brennstoffe nutzen."

Eine Reaktion kommt auch von den Grünen

In einer ersten Reaktion zeigen sich die Grünen in Oberösterreich "schwerst irritiert". Naturschutzsprecher Rudi Hemetsberger: "Im Ressort Haimbuchner hält man damit Erdgasförderung und Naturschutz selbst in einem so sensiblen Gebiet für vereinbar. Wir werden uns diesen Bescheid natürlich bis ins Detail ansehen, um zu prüfen, wie hier die Interessen des Naturschutzes gewahrt sind."

Für den Fall einer Beeinspruchung erwarten die Grünen, dass allfällige Bohrmaßnahmen bis zu einer finalen rechtlichen Klärung durch Höchstgerichte hintangestellt werden.  Dem erteilt das Unternehmen umgehend eine Absage, schließlich hätten Einsprüche jetzt keine aufschiebende Wirkung mehr.

Fink: „Die oberösterreichische Naturschutzbehörde hat absolut gründlich und gewissenhaft gearbeitet, alle berechtigten und unberechtigten Eingaben im Detail behandelt, viele Gutachten studiert. Wir haben sechs Monate auf den Bescheid gewartet, der über 150 Seiten umfasst. Das Ergebnis ist nicht mehr revidierbar.“

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