Ein Om gegen böse Gedanken in Mauthausen

Mauthausen nahe Linz in Oberösterreich
An der Gedenkstätte, aber auch in Deutschland und Tschechien, wollen sich spirituelle Gruppen Anfang Dezember zusammenfinden und singen.

Eine eher ungewöhnliche Veranstaltung findet Anfang Dezember an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen statt. Mit dem sogenannten Om Chanting – einem meditativen Gesang – versprechen sich die Teilnehmer eine spirituelle Reinigung des Ortes mit seiner erschütternden Geschichte. Das sei das erste Mal, heißt es dazu aus dem für die Gedenkstätte zuständigen Innenministerium.

Christopher Posch vom Ministerium stellt klar, es sei die "Philosophie" an der Gedenkstätte alle Menschen willkommen zu heißen. Grundsätzlich seien Vertreter aller religiösen Glaubensrichtungen und spiritueller Gruppierungen willkommen. Aber natürlich mache man von Ministeriumsseite darauf aufmerksam, dass jede Gruppe sich der Würde des Ortes angemessen zu verhalten habe. Die besagte Veranstaltung am 10. Dezember sei die erste dieser Art und soll seinen Informationen zufolge eine Stunde dauern.

Gerade an einem solchen Ort seien Restriktionen nicht angebracht, sagt Posch auf Anfrage von kurier.at.

Mauthausen "energetisch reinigen"

Om Chanting sei eine 5000 Jahre alte Technik, erklärt Melo Badura von der Veranstaltungsseite der Bhakti-Marga-Bewegung. Sein spiritueller Name lautet Amara nimai Das. Mit Religion habe der Gesang nichts zu tun. Die Intention sei es sich selbst und den Ort "energetisch zu reinigen". In Mauthausen spüre man eine Energie, sagt Badura gegenüber kurier.at. Mit dem Gesang werde eine "starke Energie freigesetzt", damit wolle man den Ort "vom alten Karma lösen".

Auf dem anpreisendem Flyer heißt es dazu: "Unerlöste Themen in der Umgebung werden - bis zu 2 km Reichweite - gereinigt." Und: "Durch Om Chanting können die aufgestauten Energien in Orten mit bewegter Geschichte erlöst werden." Laut Flyer bietet Bhakti Marga unter anderem meditative Yogaübungen an.

Zeitgleich wird auch in Deutschland, im ehemaligen Konzentrationslager Neuengamme, und in Tschechien, im ehemaligen KZ Theresienstadt, gesungen. Auf Facebook wird das Geschehen als "Friedensaktion in Konzentrationslagern" beschrieben. Die Idee dazu kam spontan. Jeder ist eingeladen mitzumachen.

Demnächst wolle man auch im Stephansdom singen, sagt Badura. Das sei ein besonderer Ort.

Jeder gedenkt anders

Willi Mernyi, Vorsitzender im Vorstand des Mauthausen Komitees, steht dem gelassen gegenüber. "Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten zu gedenken", sagt Mernyi im Gespräch mit kurier.at. Man solle der Toten gedenken wie man will, man solle aber andere nicht stören. Er maßt sich über solche Veranstaltungen kein Urteil an, sagt aber über deren Versuch den Ort "zu reinigen": "Wenn das so einfach wäre, würde ich mich dazusetzen." Das sei es aber nicht.

Während der NS-Herrschaft von 1938 bis 1945 waren rund 190.000 Menschen im Konzentrationslager Mauthausen und seinen 49 Außenlagern interniert, mindestens 90.000 davon wurden ermordet oder starben an den Folgen der Gefangenschaft.

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