„Lieber wenige, dafür schöne, hochwertige Stücke“
Seit 1880 gibt es das Familienunternehmen Leitner bereits, seit 1915 am Standort in der Linzer Bischofstraße. Karina Leitners Urgroßeltern riefen ins Leben, was sie nun weiterführt: eine Schneiderei. Dazu gekommen ist unter Leitners Ägide die Kunststopferei, die mittlerweile beinahe die Hälfte der Arbeit ausmacht. „Und die Nachfrage wird ständig größer. Immer mehr Menschen entwickeln ein Bewusstsein dafür, dass es sinnvoller ist, lieber weniger schöne Stücke zu haben, die man pflegt und reparieren lässt, als einen riesigen Haufen an Fast Fashion.“ Die Reparatur jedes Kleidungsstücks ist Handarbeit, an kleinen Löchern sitzt Leitner manchmal nur ein paar Minuten, aufwendige, historische Uniformen auf Vordermann zu bringen, kann Wochen dauern. Viele der Schäden sind von Motten verursacht. Dazu hat die Expertin eine konkrete Meinung: „Wer mit Mottenfraß zu kämpfen hat, hat zu viel Gewand im Kasten. Wer jedes Kleidungsstück alle 14 Tage trägt oder zumindest ausschüttelt, hat bestimmt keine Motten.“
Viele Geschichten
Neben dem finanziellen haben viele Teile einen ideellen Wert und sollen deshalb repariert werden: „Es kommen auch Stücke aus Übersee zu uns. Oder es mag jemand unbedingt ein T-Shirt erhalten, das beim ersten Urlaub mit dem zukünftigen Mann getragen wurde. Zu jedem Kleidungsstück gibt es eine Geschichte.“
2025 möchte sich Karina Leitner in die Pension verabschieden. Deshalb ist sie auf der Suche nach einer Person, die sie ins Unternehmen einführen kann. Und die übernimmt. „Ich suche eine Schneiderin bis 40 mit Interesse und Begeisterung. Das Kunststopfen lernt sie von mir.“ Wenn Karina Leitner nicht im Geschäft werkt, gräbt sie im Selbstversorgergarten um und freut sich über reiche Ernte: „Das ist der perfekte Ausgleich zum sitzenden Beruf“.
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