Kunstschätze vor der Haustüre

Kunstschätze vor der Haustüre
Raimund Locicnik steht auf heimische Kunstwerke. In dem Buch Schatztruhe Oberösterreich stellt er eine Auswahl vor.

Wenn in Berlin, London und Paris kunstmäßig etwas passiert, sind auch die Menschen in Österreich medial bestens darüber informiert. Besser sogar als über die heimische Szene. So sieht es zumindest Raimund Locicnik: "Viele Leute haben mir gesagt, die Medien haben sich in den vergangenen Jahren sehr stark zur internationalen Kunstszene hingezogen gefühlt."

Deshalb kümmert sich der Kulturhistoriker mit seinem Buch "Schatztruhe Oberösterreich" (Sutton Verlag) um die Kunstwerke direkt vor unserer Haustüre. Der Autor spannt in seiner "Kunstreise durch die Zeit" einen weiten Bogen vom romanischen Gunthergrab in Kremsmünster bis hin zur Theresienkirche aus den 1960er-Jahren am Linzer Keferfeld. Locicnik beschreibt in der mit 150 Bildern versehenen "selektiven Kunstgeschichte" 80 berühmte, aber auch weniger bekannte Bauwerke, Fresken und Figuren aus dem Land ob der Enns. Zwei Jahre lang ist er dafür durch Oberösterreich getingelt, hat die Kulturstätten fotografiert und bereits Gelesenes akribisch vor Ort überprüft.

Geprägt

Kunstschätze vor der Haustüre

Die Leidenschaft für die heimischen Kunstwerke wurde dem 56-Jährigen, der als Stadtarchivar in Steyr arbeitet, in die Wiege gelegt. Bereits sein Vater hat oberösterreichische Schätze fotografiert und Vorträge darüber gehalten. "Das hat mich geprägt und ich habe später immer wieder meinen Partnerinnen und Kindern eingetrichtert, dass es sehr tolle Plätze in Oberösterreich gibt."

Wichtig war aber auch seine Arbeit bei Restaurator Josef Wintersteiger, wo er wiederholt auf wertvolle Stücke des kreativen Lebens in heimischen Gefilden stieß. "In der Schlosskirche in Stadlkirchen zwischen Steyr und Kronstorf beispielsweise war nichts da und plötzlich sind wir auf wertvolle Fresken gestoßen", berichtet der Kulturhistoriker begeistert.

Ein besonders denkwürdiges Ereignis sei auch die Freilegung barocker Fresken im Stift Lambach für die Landesausstellung im Jahr 1989 gewesen. In luftiger Höhe hat er damals einen Engel gereinigt. "Da habe ich Kunst auf einer ganz anderen Ebene erlebt, als ich von Angesicht zu Angesicht der Figur gegenübersaß und Hand anlegen durfte."

Verkannt

Solche Funde verkannter Kunstwerke habe es in den vergangenen Jahren in Oberösterreich immer wieder gegeben. "Das Schloss Aurolzmünster im Bezirk Ried war eine solche Entdeckung. Seitdem es renoviert wurde, sieht es aus wie Klein-Schönbrunn." Einen Lieblingsplatz in Oberösterreich kann Locicnik übrigens keinen ausmachen. "Dazu kann ich nichts sagen. Da faszinieren mich einfach zu viele."

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