Keine Krise in der heimischen Kulturszene

Keine Krise in der heimischen Kulturszene
Sind Kartenverkäufe in oö. Kulturinstitutionen rückläufig? Die Häuser halb leer? Eine Rundum-Schau zeigt, dass manches anders, aber vieles gut ist

Von halb leeren Sälen, abgesagten oder verschobenen Veranstaltungen ist die Rede. Ebenso von einer zähen Unwilligkeit des Publikums, sich zeitgerecht Karten zu kaufen. Angeblich hat sich eine gewisse Müdigkeit in der heimischen Kulturszene eingeschlichen. Der KURIER fragt bei denen nach, die es wissen müssen, weil sie selbst große Häuser in Oberösterreich leiten:

Keine Krise in der heimischen Kulturszene

„In Wien heißt es aktuell ja was die Auslastung betrifft: 50 sind die neuen 100 Prozent. Das kann ich für Oberösterreich gar nicht bestätigen, wir haben gerade das Brucknerfest mit 33 Veranstaltungen und einer Realauslastung von 85 Prozent abgeschlossen“, sagt Dietmar Kerschbaum, künstlerischer Direktor des Linzer Brucknerhauses. Im Oktober und November sei es mit der Klassik schwieriger, aber im Dezember gehe es munter weiter. Verglichen mit den Zahlen des Vorjahres liege man gleichauf: „Das Einzige, was wir spüren, ist, dass Gastveranstaltungen häufiger abgesagt und Bälle zögerlicher fixiert werden. Einfach, weil die Veranstalter mit Unsicherheiten zu tun haben.“ Bei Familien mit Kindern sehe man ein vorsichtiges Verhalten beim Ticketkauf, „vielleicht können sich das einige in der derzeitigen Situation nicht leisten. Wir haben aber dafür eigene Unterstützungsprogramme, Familien können diesbezüglich auf uns zukommen,“ sagt Kerschbaum.

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„Wir haben es derzeit mit mehreren Realitäten zu tun: Zum einen werden Künstlerinnen und Künstler krank und ausverkaufte Abende müssen abgesagt werden. Zum anderen gibt es Konzerte, vor allem mit jüngerem Publikum, die extrem gut gehen“, erklärt der Leiter des Linzer Posthofs, Gernot Kremser. Sprich: Je jünger das Publikum, je bekannter der Künstler oder die Künstlerin, desto höher die Auslastung.

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Gernot Kremser, Posthof Linz

„Wir sind kultureller Nahversorger und wir sehen es den Leuten an, wie gut es ihnen tut, wenn sie bei uns sind. Popkultur ist ein emotionales Grundnahrungsmittel.“ Bei den Ticketverkäufen gibt es laut Kremser kein Muster: „Manches ist schon Wochen vorab ausverkauft, anderes erst direkt am Abend der Veranstaltung.“

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Zufrieden zeigt sich der Direktor der oö. Landeskultur GmbH, Alfred Weidinger: „Wir sehen vor allem an den Außenstandorten eine Steigerung der Zahlen. Bestes Beispiel ist das Marmorschlössl in Bad Ischl, da sind heuer wesentlich mehr Besucherinnen und Besucher gekommen als im Vorjahr. Auch der Sumerauerhof in St. Florian, den wir ja heuer nach einer Neugestaltung wiedereröffnet haben, entwickelt sich super. Aber Luft nach oben gibt es natürlich immer.“

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Alfred Weidinger

Als Premiere findet noch bis 15. November die Communale in Eferding und Umgebung statt, „das ist keine Touristenschau, sondern wirklich ein Beitrag für die Region“, so Weidinger. Landesausstellungen sind ja ab heuer Vergangenheit, stattdessen gibt es eben die Communalen und die sogenannte KulturEXPO, vergleichbar mit der Landesausstellung: „Die erste KulturEXPO wird 2024 im Stift St. Florian und an weiteren Orten stattfinden.“ Ob sie ein ebensolcher Publikumsmagnet wie die Vorgängerin werden wird, muss sich erst zeigen.

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Hermann Schneider,Llandestheater Linz

Gestern wurde mit „Gräfin Mariza“ die 10. Premiere der neuen Saison gefeiert, „und ich muss sagen, dass wir richtig gut gestartet sind“, freut sich der Intendant des Linzer Landestheaters, Hermann Schneider. Mit den Verkaufszahlen liege man neun Prozent unter der letzten Vor-Corona-Spielzeit, „Abonnement-Verkäufe werden derzeit sogar mehr“, so Schneider, und: „Natürlich gibt es auch bei uns ein anderes Kaufverhalten, viel kurzfristiger.“

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