Kraftlackl im Cambridge-Achter

350.000 Schaulustige verfolgen des Ruderrennen entlang der Strecke, Millionen sehen im TV zu: Im Vorjahr hatte Oxford die Nase vorn.
Der Linzer Clemens Auersperg rudert beim legendären Uni-Duell gegen Oxford.

6779 kraftraubende Meter auf der Themse zwischen Putney und Mortlake: So weit ist Clemens Auersperg noch davon entfernt, Rudergeschichte zu schreiben. Der 24-jährige Linzer wäre der erste Österreicher, der beim legendären "Boat Race", dem Ruder-Duell der englischen Eliteuniversitäten Oxford und Cambridge, dem siegreichen Männer-Achter angehört.

Doch noch ist ungewiss, wer in der 162. Auflage des Ruderspektakels am Ostersonntag, 27. März, die entscheidende Länge voraus sein wird (ServusTV überträgt live, Start ist um 17.10 Uhr). Im Vorjahr musste sich Alexander Leichter, ebenfalls vom RV Wiking Linz und Auerspergs langjähriger Ruderpartner, als Kapitän der "Light Blues" noch den "Dark Blues" von Oxford geschlagen geben. "Heuer stehen die Chancen sehr gut. Wir haben definitiv ein schnelleres Boot als im Vorjahr", ist Auersperg zuversichtlich.

An zu wenig Training dürfte es für den Cambridge-Achter jedenfalls nicht scheitern: 13 Einheiten sind derzeit pro Woche zu absolvieren, von Dienstag bis Freitag wird bis 6.30 und 9 sowie von 13.30 bis 18 Uhr geschwitzt. Am Samstag und Sonntag jeweils von 7.30 bis 15 Uhr. Lediglich am Montag steht ein "Regenerationstraining" auf dem Programm.

Weil um die Plätze im Boot ein regelrechtes G’riss herrscht – in England ist Rudern unangefochten Universitätssport Nummer eins –, gibt es einen gnadenlosen Auswahlprozess: Unter den strengen Augen der Trainer kristallisierte sich in den vergangenen sechs Monaten heraus, wer konstant seine Leistung bringt. Im Vorjahr sollte es für Auersperg ganz knapp nicht reichen, heuer ist er dabei: "Für mich geht ein Jugendtraum in Erfüllung."

Im Achter von Cambridge ist Auersperg, 2,04 Meter groß und 90,4 Kilogramm schwer, so etwas wie ein Turbo, der den Unterschied machen könnte. Der 24-Jährige sitzt auf Position vier vom Bug aus gesehen. "In der Bootsmitte ist quasi der Maschinenraum, da, wo körperlich hart gearbeitet wird."

Gute Noten

Ein Kraftlackl allein zu sein genügt freilich nicht, um für Cambridge rudern zu dürfen. Anders als in den USA sind sportliche Leistungen kein Vorteil, um an der Elite-Uni aufgenommen zu werden. So waren es die guten Noten, die Auersperg, der zunächst einen Bachelor in Geschichte an der New Yorker Columbia machte, nach Cambridge brachten – und natürlich sein Traum, einmal beim "Boat Race" starten. 2015 absolvierte der Linzer die Business School, nun macht er einen weiteren Master in Finanz- und Wirtschaftsgeschichte. Praktischer Nebeneffekt: Auersperg hatte als Vollzeitstudent noch einmal die Chance, sich für das Ruderteam zu qualifizieren. "Natürlich war das im Hinterkopf und es hat geklappt."

Das "Boat Race" ist für den 24-Jährigen, der im Vorjahr bei der Ruder-WM in Frankreich im Vierer für Österreich am Start war, Krönung und wohl auch Ende der aktiven Karriere. "Manche wollen unbedingt zu Olympia, ich wusste schon mit 15, dass ich zum Boat Race will. Auch hier geht es um Ruhm und Ehre", sagt Auersperg. Tatsächlich gibt es kein Preisgeld, dafür aber eine "unglaubliche Teamerfahrung und tolle Freundschaften". Wer siegt, bleibt außerdem ewig in Erinnerung: Denn die Namen der Gewinner des "Boat Race" werden im Clubhaus eingraviert.

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